Wartburg grüßt aus Eisenach
Das Wartburg Cockpit

Das Heck des Wartburgs
Für die Redaktion ist es immer eine besondere Freude, wenn den zahlreichen interessierten Lesern ein neu entwickeltes Fahrzeug vorgestellt werden kann. Diesmal ist es ein in seiner Formgebung und Innenausstattung gediegener und moderner Wagen. Die Konstrukteure gaben ihm den verpflichtenden Namen "Wartburg". Seine Typennummer lautet 311. Es sollte sich aber von vornherein der Name "Wartburg" einprägen, damit wir von solchen eiskalten Bezeichnungen wie "P 70" usw. wegkommen.
Der "Wartburg" ist ein Kind der EMW-Werke Eisenach. EMW ist gerade im abgelaufenen Jahr weit über die Grenzen Deutschlands zu einem international-
en Begriff geworden. Das ist auch der Grund, weshalb viele Leser nicht ver-
stehen (und offen gesagt, wir auch nicht) daß der Name EMW sang- und klanglos gegen die Bezeichnung AWE (Autowerk Eisenach) eingetauscht wurde.
Der AWE-Wartburg ist noch nicht groß aus seinem Entwicklungsstadium herausgewachsen, wenn sich auch schon eine Anzahl von Fahrzeugen im Verkehr befindet (über die Teilnahme dieser Fahrzeuge an der Rallye Wartburg berichten wir an anderer Stelle dieser Zeitschrift).
Mit der Serienproduktion werden wir uns, nach vorliegenden Informationen, noch etwa ein halbes Jahr gedulden müssen. Deshalb ist es noch nicht möglich, einen Testbericht zu veröffentlichen. Mit dem Wissenswertesten möchten wir Sie jedoch vertraut machen.
Der Wagen ist durch Verbesserungen in technischer Hinsicht und durch Änderung der äußeren Form eine gelungene Neuentwicklung auf der Grundlage des F 9. Elegant-solide, windschnittig und formschön präsentiert sich die neue Pontonkarosse. Ein schlichtes Chromband schirmt den Kühllufteintritt nach vorn ab, von wo aus der Kühlluftstrom durch eine trichterförmig ausgebildete breite Öffnung gerichtet in den Motorinnenraum gelangt. Der große Motorraum gestattet ein handliches Montieren. Auffallend weit unter den Motorraum reicht das Karossenvorderteil. Die vorgezogenen Kotflügel nehmen die großen Scheinwerfer auf. Darunter rote Blinklichter.
Das hintere Kotflügelpaar ist austauschbar und ragt seitlich und nach hinten über die Karosse hinaus. Als Kotflügelauslauf und -abschluß dient ein kombiniertes dreiteiliges Schluß-, Stop- und Blinklicht.
Hinten und vorne glatte, nicht durchgehende Chromstoßstangen.
Die Limousine wird nur viertürig geliefert. Bequemer Einstieg zu den vorderen und hinteren Plätzen. Der vordere Kotflügel verläuft leicht angedeutet in der vorderen Tür. Stärker fallen die Türkonturen der hinteren, tiefherunter-
gezogenen Kotflügel ins Auge. Sie sind gegen Steinschlag und Schmutz durch eine Alu-Blende geschützt. Alle Türen werden nach vorne geöffnet.
Der Türgriff ist noch kein Non-plus-ultra seiner Art. Es gibt in der Form schö-
nere, wie auch in der Zweckmäßigkeit bessere. Die gebogene Windschutz-
scheibe, das große, gewölbte Heckfenster und breite Seitenfenster bieten allseitig und von jedem Sitz gute Sicht. Heckseitenfenster ausschwenkbar.
Die vorderen Sitze sind wegen der Handbremsanordnung getrennt hergestellt und nehmen in ihrer Rückwand je einen versenkbaren
 
Aus Der Deutsche Straßenverkehr 1/1956


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Aschenbecher auf. Klare Instrumentenanordnung im Blickfeld des Fahrers, Tacho, Kühlwasserfern-
thermometer und Kraftstoffanzeige. Keine Uhr. Kontrollampen für Blinklicht, Fernlicht, Zündlicht und Kühlwasserwarnlicht bei Über- und Unter-
schreiten der erforderlichen Wassertemperatur. Vorgesehen ist auch ein elektrischer Zigarren-
anzünder. Das Armaturenbrett gestattet den nach-
träglichen Einbau eines Autosupers. (Warum wird er nicht gleich serienmäßig mitgeliefert?). Automatische Innenbeleuchtung, die sich beim Türöffnen einschaltet. Warmluftheizung und Ent-
frosteranlage für Windschutzscheibe, griffiges Zweispeichenlenkrad, breite Speichen, verchrom-
ter Signalring, Lenkradschaltung, Blinkerbetäti-
gungshebel an der Lenksäule links. Durch günstige Verlegung des im Heck untergebrachten Kraftstoffbehälters erhielt man einen für die Wagenklasse sehr großen Gepäckraum. Von außen zugänglich, von innen gegen Diebstahl verriegelt. Reserverad (liegend) und Bordwerkzeug sind durch ein Bodenbrett vom eigentlichen Kofferraum getrennt. Benzineinfüllstutzen hinten rechts, oberhalb der Kofferklappe. Mit Deckel verblendet und gesichert. Die Motorhaube ist von vorn nach hinten hochklappbar und auch wieder von innen zu sichern. Motor- und Kofferraum sind beleuchtet.
Das Fahrzeug soll später auch als Cabriolet, Cabrio-Limousine und als Kombi-Wagen geliefert werden.
Der Rahmen wurde in seiner Grundausführung vom F9-Wagen übernommen. Lediglich in der Länge kamen 100 mm hinzu. Der verlängerte Radstand wie auch der Einbau von doppeltwirken-
den Teleskopstoßdämpfern geben dem 311 eine bessere Straßenlage und tragen dazu bei, die vom F9 her, unangenehm bekannten Nick-
schwingungen wesentlich zu verringern.
Bremsen wie auch Lenkung blieben gegenüber dem F9 noch unverändert.
Der Motor hält nicht ganz, was die Karosserie verspricht. Man blieb beim F9-Motor. In Details ist er verbessert, die Leistung gesteigert, und doch reichen die PS nicht an das international angestrebte Leistungsgewicht für 0,9-Liter-Wagen heran, das bei 22 kg pro PS liegt.
Als Getriebeneuerung ist die Synchronisierung vom 3. und 4. Gang vorgesehen, die hier eine wesentliche Schalterleichterung mit sich bringen wird. Der Frontantrieb wurde beibehalten.

Der Warburg von Vorne, von innen und von der Seite
Einige Technische Details:
 
Arbeitsweise des Motors
 
Zylinderanordnung
 
Zylinderzahl
Zylinderbohrung
Hub
Hubraum
Verdichtungsverhältnis
Dauerleistung
Höchstleistung
 
Schaltung
Zusatzeinrichtung im Getriebe
 
Vorderachse
Radlagerung
Hinterachse
 
Wendekreisdurchmesser
 
Federung
Fußbremse
 
 
Handbremse
 
Breifung
Kraftstoffbehälter
Inhalt
Radstand
Spurweite vorn
Spurweite hinten
Zulässiges Gesamtgewicht
Höchstgeschwindigkeit
Einige Technische Details:
 
Dreikanal-Zweitaktmotor
mit Umkehrspülung
Stehend, in Reihe in Fahrtrichtung
 
3
70 mm Durchmesser
78 mm
900 ccm
6,8:1
34 PS bei 3600 U/min
36 PS
 
Lenkradschaltung
Sperrbarer Freilauf in allen Vorwärtsgängen
 
Einzelradaufhängung
je 2 Rillenlager
Starrachse mit hochliegender Feder
 
11 m links, 10 m rechts
 
Querblattfeder vorn und hinten
Innenbacken-Öldruck-
bremse, auf alle 4 Räder
wirkend
Mechanisch auf Hinter-
räder wirkend
5,90-15 fünffach,
Im Wagenheck
40 Liter
2450 mm
1190 mm
1260 mm
1330 kg
125 km/st
(Verkaufspreis noch nicht bekannt, er dürfte aber bei etwa 14800,- DM liegen.)
 
 
Aus Der Deutsche Straßenverkehr 1/1956  
 
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