Ein neuer Wagen
im Wartburg-Typen-Programm

 
 
 
Wartburg - Coupé mit Hardtop
 
Ing. L MENZEL, Ing. B. SCHWARZ
 
 
Das bisherige Sortiment der Wartburg-Erzeugnisse bestand
aus den Limousinen-Varianten und den Sonderausführungen
als Kombiwagen, Camping-Limousine und Coupé. Ein offen
zu fahrender Wagen fehlte seit der Einstellung der Produktion
des Wartburg-Kabriolett. Zwar sehen manche großen Auto-
mobilwerke des Auslandes ebenfalls von der Fertigung solcher
Fahrzeuge auf Grund wirtschaftlicher Überlegungen und be-
sonders der Schwierigkeiten, die die Verwendung eines selbst-
tragenden Aufbaues für einen offenen Wagen mit sich bringt,
ab. Den Wünschen eines bestimmten Käuferkreises wird
jedoch vielfach entsprochen. Auch bei uns gibt es einen
nicht kleinen Kreis sportlicher Fahrer, die die besonderen
Reize des Fahrens im offenen Wagen zu schätzen wissen.
Diese Käufer mußten bisher auf Importfahrzeuge zurück-
greifen. Die Importe des Skoda-Felicia in den letzten Jahren
beweisen, daß für diese Fahrzeuge bei uns auf Grund des
ständig steigenden Lebensstandards ein großer Interessenten-
kreis vorhanden ist. Da der Felicia seit Beginn der Serien-
produktion des Skoda 1000 MB nicht mehr gebaut wird, ent-
stand eine ernsthafte Aufgabe für unseren Fahrzeugbau. Aus
diesen Gründen wurde im VEB Karosseriewerke Dresden, dem
Hersteller der Camping- und Coupé-Aufbauten, auf der Grund-
lage des bewährten Wartburg 1000 und des Serienmotors mit
45 PS ein Fahrzeug mit sportlicher Note entwickelt, das sowohl
die Eigenschaften eines Coupés mit festem Dach als auch die
eines Roadsters in sich vereint. Dieses Coupé mit abnehm-
barem Hardtop wird zur Leipziger Frühjahrsmesse erstmalig
vorgestellt. Es löst das bisher gefertigte Wartburg-Coupé ab.
 
 
Gestaltung der Karosserie
 
Das neue Wartburg-Coupé mit Hardtop wurde zweisitzig mit
zwei Notsitzen ausgelegt. Bei der Gestaltung der Karosserie
ergab sich eine sehr schwierige Aufgabe dadurch, daß eine
Vielzahl der Großblechteile aus der bisherigen Serienfertigung
beibehalten werden mußte, um das Erzeugnis wirtschaftlich
fertigen zu können und die Ersatzteilbeschaffung nicht zu
komplizieren. Gleichzeitig sollte jedoch die einem Coupé
eigene, betont sportliche Note durch eine möglichst geringe
Gesamthöhe und straffere Linienführung erreicht werden.
Die neue Front
 
Bild 1 Frontansicht des Wartburg-Coupé Hardtop
Bild 1 mit neuer Frontpartie  
 
Zu diesem Zweck wurde das Hardtop entsprechend gestaltet
und die Hauben- und Heckkontur geringfügig verändert.
Außerdem erhielt das Fahrzeug eine neue, zur Gesamtkon-
zeption des Aufbaues passende Kühlerschürze.
 
Bei der Entwicklung des Hardtop-Verdecks wurden erstmalig
in der Deutschen Demokratischen Republik Versuche unter-
nommen, großflächige Karosserieteile aus glasfaserverstärktem
Plast zu fertigen. Bekanntlich werden solche Werkstoffe mit
bestem Erfolg bereits in einigen westlichen Ländern zum Bau
kompletter Karosserien in der Kleinserienproduktion ver-
wendet. Die Vorteile des glasfaserverstärkten Polyesters im
Karosseriebau liegen neben anderen insbesondere darin, daß
mit geringstem Aufwand an Werkzeugen beliebig verformte
Teile hergestellt werden können. Damit wird eine hohe Wirt-
schaftlichkeit beim Bau von Klein- und Mittelserien erreicht.
Gleichzeitig lassen sich dadurch hochwertige, importierte
Tiefziehbleche einsparen. Diese Entwicklung wurde in enger
Zusammenarbeit mit der Firma Wagner u. Co., Sächsische
Glasfaserindustrie, Sebnitz, durchgeführt, die das vollstän-
dig aus glasfaserverstärktem Polyesterharz bestehende Hard-
top als Rohteil herstellt.
Bild 2
Wartburg-Coupé mit Hardtop im Profil
Das Coupe im Profil
Kraftfahrzeugtechnik 3/1965  
 


Zurück zur Auswahl oder zur Homepage  
 
Die wesentlichen Veränderungen
an der Karosserie

 
Frontgestaltung

Die Kühlerschürze wurde gegenüber der
bisherigen Ausführung weiter nach vorn
gezogen und höher gestaltet, so daß sich
eine wesentlich flachere, dem Charakter
des Wagens angepaßte Haubenkontur
ergibt. Die Kühlerschürze selbst besteht
wie das Hardtop aus glasfaserverstärk-
tem Polyesterharz und ist mit einem ver-
chromten Zierrahmen verkleidet, der das
attraktive Kühlergrill trägt.

Die leicht über die Kühlerschürze nach
vorn überstehende, aus Duroplast ge-
fertigte Motorhaube ist mit den Hauben-
scharnieren und dem Haubenschloß der
Limousine versehen und wird wie bisher
üblich geöffnet. Die komplette Kühler-
schürze läßt sich ohne wesentliche Ver-
änderung am Vorbau anbringen.
 
Windlauf

Der Windlaufpfostenrahmen wurde ent-
sprechend der veränderten Dachform
völlig neugestaltet. Dabei wurde die
Pfostenbreite verringert und gleichzeitig
die Windschutzscheibe nach oben hin
vergrößert, so daß die sog. Ampelsicht
und die seitliche Sichtfreiheit verbessert
wurden.
 
Türen
Die Türen besitzen feststehende Dreieck-
fenster, die bei der Fahrt mit offenem
Wagen einen guten Windschutz dar-
stellen. Die Türscheibe ist rahmenlos, voll
versenkbar und wird im hinteren Profil
der Dreieckfenster geführt, so daß gegen-
über der bisherigen Ausführung eine gute
Stabilität erreicht wird. Die Türen sind
mit Sternschlössern ausgerüstet, die durch
Druckknopf betätigt werden. Die rechte
Tür wird durch einen am Paneel be-
findlichen Knopf verriegelt; die linke Tür
ist verschließbar Tür- und Kofferschloß
sind gleichschließend.
 
Hardtop

Das aus glasfaserverstärktem Polyester
gefertigte Hardtop ist mit zwei Schnell-
verschlüssen am Windlaufpfostenrahmen
und mit zwei Verschraubungen im Fond
befestigt. Mit wenigen Handgriffen läßt
es sich infolge seiner geringen Masse
leicht auf- und absetzen. Es besitzt aus-
stellbare Fondfenster die eine zugfreie
Be- und Entlüftung des Innenraumes
gewährleisten.
 
Bild 3 Wartburg-Coupé mit aufgesetztem Hardtop
 
Bild 4 Wartburg-Coupé mit abgenommenem Hardtop
 
Bild 5 Wartburg-Coupé im Profil mit hochgeklapptem Wetterverdeck
 
Mit Hardtop
 
 
Offen  
 
Mit Faltverdeck
 
 
Zurück zur Auswahl oder zur Homepage