Bild 1.    Gesamtansicht des neuen PKW, Typ Wartburg, aus dem VEB Automobilwerk Eisenach

Typ Wartburg - ein neuer PKW aus Eisenach

     Seit Jahresbeginn taucht mehr und mehr ein neuer PKW-
Typ im Straßenbild der Deutschen Demokratischen Republik
auf, der allgemeines Interesse erregt und allein schon nach
seiner äußeren Formgebung und Ausstattung überall an-
erkennend beurteilt wird. Es handelst sich hierbei um einen
neuen Personenkraftwagen (Bild 1) aus dem VEB Automobil-
werk Eisenach, der auf den Namen "Wartburg" getauft wurde
Unter Anlehnung an das bewährte Fahrgestell und Triebwerk
des bekannten PKW F 9 wurde mit dem neuen Baumuster
unserer volkseigenen Kraftfahrzeugindustrie mit zahlreichen
wesentlichen Verbesserungen und Verfeinerungen der Kon-
struktion ein Fahrzeug geschaffen, das in seiner KIasse kon-
struktiv und leistungsmäßig ein Spitzenerzeugnis darstellt.
 
Karosserie

     Die nach strömungstechnischen Erkenntnissen entwickelte
neue Pontonkarosserie bietet Vollsicht und Geräumigkeit. Die
Ausstattung des Wageninneren und die weichgepolsterten

Sitze erlauben. es, auch große Strecken ohne Ermüdung
zurückzulegen. Bequemer Ein- und Ausstieg durch vier nach
hinten öffnende Türen, bei denen die flachen Türgriffe (Bild 2)
an der Karosserie anliegen, ist gewährleistet. Beim Öffnen
einer der beiden vorderen Türen schaltet sich die Innen-
beleuchtung selbsttätig ein (Bild 3), die unabhängig davon
auch von innen durch einem Schalter am der Deckenleuchte
betätigt werden kann.

     Ein elegantes Zweispeichenlenkrad (Bild 4) mit handlich
angebrachtem Signalring gestattet dem Fahrer eine gute Be-
obachtung der am Instrumentenbrett untergebrachten Meß-
und Kontrollinstrumente. Um bei Nachtfahrten die un-
angenehme Erscheinung der Spiegelung vom Tachometer und
Mehrzweckmeßgerät zu vermeiden, wurden die Instrumente
mit Abschirmringen versehen. Raum für den nachträglichen
Einbau eines Autosupers wurde vorgesehen. Ohne jegliche
Nacharbeit läßt sich der Drucktasten-Autosuper vom RFT-
Funkwerk, Halle/Saale, einbauen.
 
Türgriffe

Bild 2.   Flache, enganliegende Türgriffe passen sich
Bild 2.   gut der Linienführung der Karosserie an

 
Druckkontakte für Innenbeleuchtung

Bild 3.   Druckkontakte in den vorderen Türholmen schalten
Bild 2.   beim Öffnen der Türen die Innenbeleuchtung ein
 
 
 
Kraftfahrzeugtechnik Februar 1956
 
 


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Lenkrad und Armaturen

Heckpartie

Kofferraum


Tankeinfüllstutzen

Bild 4.   (links oben). Das elegante Zweispeichenlenkrad mit
Bild 4.   Signalring gestattet gute Sicht auf die Instrumente. Links
Bild 4.   von der Lenksäule (verdeckt) ist der Blinkerschalter
Bild 4.   angebracht und in guter Griffposition rechts der
Bild 4.   Getriebeschalthebel

Bild 5.   (links). Die harmonische Heckpartie des Typs Wartburg
Bild 5.   wird durch die beiden geschmackvollen Kombinations-
Bild 5.   Heckleuchten noch unterstrichen

Bild 8.   (oben). Der auf der rechten Heckseite angebrachte ver-
Bild 8.   größerte Einfüllstutzen wird durch einen vom Kofferraum
Bild 8.   aus zu öffnenden Deckel geschützt

     Zur Erhöhung des Fahrkomforts bei kalter Witterung ist
eine leistungsfähige Frischluftheizung mit Entfroster-Anlage
eingebaut. Für zugfreie Entlüftung des Fahrgastraumes
sorgen die beiden Ausstellfenster im Wagenfond.

     Die moderne Pontonform ergibt auch eine neue Hecklinie
(Bild 5), wodurch der von außen zugängliche Gepäckraum
(Bild 6) äußerst geräumig ist. Seine Beleuchtung schaltet sich
ebenfalls selbsttätig beim Öffnen der Kofferraumklappe ein.
Das Ersatzrad sowie das Werkzeug liegen zugänglich unter
einem Zwischenboden. Eine besondere Raste (Bild 7) verhin-
dert ein unbeabsichtigtes Zuschlagen der Kofferraumklappe.

     Die vergrößerte Einfüllöffnung des Kraftstoffbehälters
(Bild 8) liegt diebstahlsicher unter einem Deckel auf der rech-
ten Heckseite des Wagens. Das Öffnen des Deckels kann nur
durch einen Druckknopf vom Inneren des Kofferraumes aus erfolgen.

Bild 6.   (links). Der von außen zugängige große Kofferraum wird
Bild 6.   beim Öffnen der durch Federn entlasteten Kofferklappe
Bild 6.   beleuchtet

Bild 7.   (links unten). Die Kofferklappe wird durch eine besondere
Bild 7.   Raste gegen unbeabsichtigtes Zuschlagen gesichert

Bild 9.   (unten). Das Formschöne Ziergitter kann mit wenigen Hand-
Bild 9.   griffen entfernt werden, wodurch der Motor bequem
Bild 9.    zugänglich ist
 
Kofferklappen-Arretierung

 
Frontgrill
 
 
 
Kraftfahrzeugtechnik Februar 1956
 
 


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Motorraumbeleuchtung
Bild 10.   Auch der Motorraum wird nach Öffnen der Haube gut
Bild 10.   beleuchtet

Motor
 
Bild 11.
Technische Daten
Motor
Arbeitsweise
Zylinderanordnung
Zylinderzahl
Bohrung
Hub
Hubraum
Verdichtungsverhältnis
Leistung
Kolben
Schmierung
 
Triebwerkblockaufhängung
 
Kühlsystem
Kühlerart
Vergasertyp
Kraftstoffvörderung
Zündung
Zündspule
Verteiler
Zündfolge
Lichtmaschine
Kraftübertragung
Kupplung
 
Getriebe
 
 
Schaltung
Zusatzeinrichtung im
Getriebe
Fahrgestell
Rahmen
Vorderradaufhängung
 
Radlager
Antrieb
 
Hinterradaufhängung
Lenkung
 
Wendekreisdmr.
Stoßdämpfer
Schmierung
Fußbremse
 
Handbremse
Räder
 
Felgengröße
Bereifung
Kraftstoffbehälter
Inhalt
Einfüllstutzen
 
Abmessungen
Radstand
Spurweite
Gesamtlänge
Gesamtbreite
Gesamthöhe
Gewicht betriebsfertig
Zulässiges Gesamtgewicht
Kraftstoffnormverbrauch
Höchstgeschwindigkeit
 
 
Dreikanal-Zweitaktmot. M. Umkehrspülung
stehend, Reihe in Fahrtrichtung
3
70 mm
78 mm
900 cm³
6,6 bis 6,8: l
37 PS bei rd. 4000 U/min
Leichtmetall-Flachkolben
Frischöl-Mischungsschmierung
Mischung 1:25
Dreipunktaufhängung in Gummi, einmal
vorn, zweimal hinten
Wasserumlaufkühlung mit Lüfter
Röhrenkühler mit Überdruckventil
BVF H 362-5
pneumatische Membran-Förderpumpe
Batteriezündung
Spulenkasten, dreifach
Drei-Hebel-Unterbrecher
1 - 3 - 2
IKA 8031-4, rechtslaufend
 
Einscheiben-Trockenkupplung mit 6 Druck-
federn, vollständig gekapselt
Viergang-Zahnrad-Blockgetriebe mit ein-
gebautem Achsantrieb, geräuscharm durch
Schrägverzahnung im 3. und 4. Gang
Lenkradschaltung
 
sperrbarer Freilauf in allen Vorwärtsgängen
 
verwindungsfreier Kastenprofilrahmen
einzeln an QuerIenkern mit obenliegender
Blattquerfeder
je 2 Rillenlager
2 DoppelgeIenkwellen mit Frontantriebs-
gelenken
Starrachse mit hochliegender Blattquerfeder
Einzelrad-Zahnstangenlenkung mit geteilter
Spurstange
11 m links, 10 m rechts
Teleskop vorn und hinten
Eindruckzentralschmierung
Innenbacken-Öldruckbremse, auf alle vier
Räder wirkend
mechanisch, auf Hinterräder wirkend
Tiefbett-Scheibenräder mit Fünfloch-
befestigung
4 J x 15
5,90 - 15 fünffach, Super-Balon, DIN 7803
im Wagenheck
40 l
im Heck rechts, Verschlußbetätigung vom
Kofferraum aus
 
2450 mm
vorn 1190 mm hinten 1260 mm
4300 mm
1570 mm
1450 mm
960 kg
1330 kg
9 l / 100 km
115 km/h

Der robuste und leistungs-
starke Dreizylinder Zwei-
taktmotor liegt wie beim
F 9 vor dem großdimensio-
nierten Kühler und ist
mit dem neuen Drei-
Spulen-Zündaggregat der
IKA ausgerüstet
Kenndaten des Motors
Bild 12
Kenndaten des Motors
 
 
     Eine elegante Note gibt dem Wagen. das formschöne,
gleichzeitig als Haubenauflage dienende Ziergitter (Bild 9). Es
ist mit wenigen Handgriffen zu entfernen, so daß dann der
Motor für eventuelle Reparaturarbeiten freiliegt und bequem
zugänglich ist. Auch der Motorraum wird beim Öffnen der von
innen gesicherten Haube automatisch beleuchtet (Bild 10).

     Der Kotflügelform gut angepaßte Scheinwerfer mit senk-
recht stehenden Streuscheiben gewährleisten ein gutes Fern-
licht und fast blendungsfreies Abblendlicht. Ferner sind in den
Kotflügeln die Blinkleuchten untergebracht. Ihre Betätigung
erfolgt durch einen Hebel links unter dem Lenkrad. Die
 
 
Bild 13
Vorderradaufhängung mit
stabilem Querlenker, oben
querliegender Blattfeder
und schräg eingebautem
Teleskopdämpfer
Vorderradaufhängung
 
 
 
Kraftfahrzeugtechnik Februar 1956
 
 


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hinteren Blinker befinden sich in einer Kombinationsleuchte
zusammen mit Schlußlicht und Bremslicht sowie Rückfahr-
scheinwerfer. Letzterer schaltet sich automatisch beim Be-
tätigen des Rückwärtsganges ein.
 
Triebwerk

     Diesen formschönen Wagen treibt ein Dreizylinder-Zwei-
taktmotor mit 0,9-l-Hubvolumen (Bild 11), wie er in seiner
Grundkonzeption auch im F 9 verwendet wurde. Seine kon-
struktive Weiterentwicklung gegenüber dem F 9-Motor ist
gekennzeichnet durch verbesserte Spülung, erhöhtes Dreh-
moment mit günstigerem Verlauf und auf 37 PS gesteigerte
Nennleistung (Bild 12). Hierdurch wurde der Motor noch
elastischer bei gesteigertem Beschleunigungsvermögen. Ent-
sprechend den hohen Anforderungen des in seiner Drehzahl
erhöhten Zweitaktmotors an die Zündanlage wird nunmehr
auch eine Drei-Spulen-Zündanlage mit Drei-Hebel-Unter-
brecher verwendet, die bei allen Drehzahlen eine einwandfreie
Zündung gewährleistet. Mit diesen wesentlichen Verbesse-
rungen bietet der robuste und einfache Motor ein Maximum
an Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit, die nicht zuletzt
dem Fahrzeughalter zugute kommt.

     Das verstärkte Viergang-Wechselgetriebe ist mit dem be-
währten Freilauf ausgestattet und im 3. und 4. Gang mit

schrägverzahnten Stirnrädern ausgerüstet, die diese beiden
meistbenötigten Fahrgange geräuscharm machen. Das Ge-
triebe wird durch eine leichtgängige und betriebssichere Lenk-
radschaltung betätigt.
 
Fahrgestell

     Ein verwindungsfreier, geschweißter Kastenprofilrahmen
gewährleistet größte Stabilität des Fahrzeugs bei allen Be-
anspruchungen und entspricht den neuesten Anforderungen an
die "innere Sicherheit" der Fahrgäste. Die bewährte Rad-
aufhängung vom F 9 (vorn: Querlenker mit oben querliegender
Blattfeder; hinten: Schwebeachse) wurde in ihrer Abstimmung
und durch Verwendung von Teleskopstoßdämpfern wesentlich
verfeinert, so daß der Typ Wartburg mit dem gegenüber dem
F 9 verlängerten Radstand eine Straßenlage hat, die auch auf
schlechter und kurvenreicher Straße hohe Durchschnitte
zuläßt.

     Dieses neue Baumuster unserer volkseigenen Kraftfahr-
zeugindustrie wird sich als Spitzenerzeugnis seiner Klasse viele
Freunde erwerben und auch ein begehrter Exportartikel sein,
der dazu beiträgt, den Handel der Deutschen Demokratischen
Republik mit den Staaten aller Erdteile zu erweitern.
 
KfA 3032     (Werkbeitrag)
 
 
 
Kraftfahrzeugtechnik Februar 1956
 
 
Dieser Testberich wurde mir als Kopie (via E-Mail) von Detlef Neumann zugesendet.  
Also hier noch mal VIELEN DANK.

 
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