Wartburg 312

Ein Gebrauchstest:
100 000 km mit dem Wartburg 312


Vor zehn Jahren wurde in einem Test-
bericht über den Wartburg 312 (alte
Karosserie, Fahrwerk des 353) ge-
schrieben; "Er vereinigt die positiven
Merkmale eines robusten Fahrzeugs mit
denen eines sportlich zu fahrenden
Wagen" Dieses Urteil kann man heute
nach einer Fahrdistanz von 100 000 km
noch genauso fällen.
Gefahren wurde der Wagen unter allen
möglichen Fahrbahnverhältnfssen, ange-
fangen von glatten Asphalt- und Beton-
pisten uber schlaglochreiche Landstra-
ßen bis zu undefinierbaren Feld- und
Waldwegen. Verschiedentlich fehlten die
Fahrbahnen auch vollig; wir fuhren ihn
auf Morastwiesen und im Hochge-
birgsgeröll. Insgesamt lassen sich die
100 000 km aufgliedern In 58,2% Auto-
bahnen und Landstraßen, 35,1% Stadt-
verkehr und 6,7% Gebirgs- und Feldwege
sowie wegeloses Gelände.
Der Belastungsspielraum war zwar im
Normalfall nicht ausgeschöpft, jedoch
gab es auch Extremwerte, bei denen die
vorgeschriebenen Grenzen überschritten
wurden.
Und der Verbrauch? Eine Kontrolle bei
den zuletzt gefahrenen 58 508 km ergab
eine getankte Kraftstoffmenge von 5149 l
(vorrangig VK 79, aber auch Sorten von 70
bis 98 OZ). Das entspricht einem durch-
 
 
 
 
Auf einer Morastwiese
 
Auf einer Morastwiese
schnittlichen Verbrauch von 8,8 l/100 km.
Das Kraftstoff-Öl-Gemisch wurde im
Verhältnis 33:1 getankt. Die Ölsorten
wechselten allerdings je nach Land.
Einigemale wurde sogar normales
Motorenöl benutzt. Selbstverständlich
ging es bei dieser langen "Zerreißprobe"
nicht ohne Defekt ab. Registriert wurden
im einzelnen: Magnetschalterdefekt
(km-Stand 33834), Schalldämpfer abge-
brochen (km-Stand 43276), Stoßdämp-
fer defekt (km-Stand 51 695), Vorder-
rad-Blattfeder gebrochen (km-Stand
88952). Hinzu kamen kleinere Reparatu-
ren wie Zündkerzen-, Lampen-, Unter-
brecherkontakt-, Blinkgeber- und Reifen-
wechsel sowie die regelmäßigen War-
tungs- und Nachstellarbeiten (alle
10 000 km).
Der Motor, das Herzstück des Fahrzeugs,
bewies seine beinahe sprichwörtliche
Anspruchslosigkeit und vertrug alle
übermäßigen Schindereien. Seine Ge-
samtdiagnose lautet nach wie vor:
gesund.
Zum Schluß sei noch etwas zur Fahrweise
bemerkt. Gefahren wurde in jedem Fall
zügig, dabei aber weitgehend gleich-
mäßig und mit hohen Motordrehzahlen.
Und das bedeutete vor allem: viel
schalten!

Aus MOTORKALENDER der DDR 1973
 
 
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