Der Neue Wartburg 353 W
TeST
 
 
 
 
Die neu gestalteten Vordersitze sind straffer
und ein wenig höher gepolstert. Für große
Passagiere wird dadurch bei eingebautem
Schiebedach die Kopffreiheit knapp. Die Leh-
nen, in die generell die Aufnahmen für die
Kopfstützen eingearbeitet sind, fielen ebenfalls
dicker aus. Die Kopfstützen gibt es auf Sonder-
wunsch.

 
Vordersitze mit Kopfstützen
 
Als wir vor sechs Jahren den Wartburg teste-
ten (Heft 10/75), kennzeichnete das "W"(=
Weiterentwicklung) den gerade stattgefunde-
nen Serieneinsatz der Scheibenbremse und
der Drehstromlichtmaschine. An der Typenbe-
zeichnung 353 W hat sich seitdem nichts ge-
ändert, wohl aber am Fahrverhalten und am
Fahrkomfort des Wartburg, der sich nach un-
serem Eindruck vom damaligen ganz erheb-
lich unterscheidet. Unabhängig davon haben
sich inzwischen die Vergleichsmaßstäbe ge-
ändert, denn in den letzten Jahren sind auf
unseren Straßen etliche Importfahrzeuge auf-
getaucht, die nicht von schlechten Eltern stam-
men und deren Konzeptionen wesentlich jün-
geren Datums sind als die des Wartburg,
dessen konstruktive Wurzeln bis zum F 9 zu-
rückreichen. Auch unter diesem Aspekt ist es
interessant festzustellen, wo unser Wartburg
heute steht.

In der Geräumigkeit der Karosserie und im
Platzangebot für die Insassen bietet der 1000er
Wartburg immer noch mehr als die meisten
Wagen seiner Größenklasse. Selbst stärker
motorisierte Typen etwa bis 1,5 I Hubraum
unterscheiden sich hier vom Wartburg nur um
Nuancen. Im Platzangebot für das Gepäck
übertrifft er alle anderen Limousinen unse-
res Handelsprogramms. Was bei anderen Ty-
pen schon problematisch unterzubringen ist
bzw. bei umgeklappten oder ausgebauten Sit-
 
zen nur im Innenraum transportiert werden
kann, paßt beim Wartburg noch in den Kof-
ferraum, so zum Beispiel eine automatische
Waschmaschine, bei deren Transport nur die
Kofferklappe in etwa 10 cm geöffneter Stel-
lung festgebunden werden mußte.

Die neuen Vordersitze, deren Flächen straf-
fer und ein wenig höher gepolstert sind, de-
ren Lehnen bis zu den Schultern reichen, dem
Oberkörper ausreichenden Seitenhalt vermit-
teln und die auch die Wirbelsäule im Len-
denbereich hervorragend stützen, boten für
mich (1,65 m) beste Bedingungen für be-
quemes, ermüdungsfreies und sicheres Lang-
streckenfahren. An der angenehmen, ent-
spannten Haltung hat auch die sehr günstige
Anordnung des Gaspedals (etwa 8 cm vor
dem Bremspedal) einen erheblichen Anteil. Im
Vergleich zum Lada, dessen drei Pedale in
einer Ebene liegen, war die Sitzposition im
Wartburg geradezu erholsam. Größere Fah-
rer (1,84 m) teilten diese Auffassung nicht
ganz. Sie wünschten sich im Verstellbereich
des Fahrersitzes nach hinten etwa 2 weitere
Rasten und etwas mehr Kopffreiheit.

In die Lehnen der neuen Vordersitze sind
bei allen Wartburgausführungen die Aufnah-
men für die Kopfstützen eingearbeitet. Die
eingesteckten Stützen gehören zu den gegen
Aufpreis lieferbaren Sonderwünschen. Mit ihrer
beträchtlichen Höhe stützen sie wirklich den
 
Kopf und nicht nur das Genick, was im Ernst-
fall eher schaden als nützen kann. Wir fin-
den es auch richtig, daß bei ihrer Gestaltung
und Anordnung bewußt der Eindruck vermie-
den wurde, daß man hier während der Fahrt
den Kopf anlehnen kann. Das verursacht näm-
lich, zumindest beim Fahrer, Ermüdungs-
erscheinungen, wenn nicht sogar Beschwer-
den.
Unser Testwagen war übrigens mit sowjeti-
schen Norma-Sicherheitsgurten mit Aufroll-
automatik ausgerüstet, die auch im Fachhan-
del für die Nachrüstung angeboten werden.
In zwei Details erwiesen sie sich als bedie-
nungs- und tragefreundlicher als andere Roll-
gurte, die wir in Importfahrzeugen vorfanden:
Die Federkraft, die das Aufrollen besorgt und
die den angelegten Gurt ständig straff am
Körper hält, ist bei den Norma-Gurten wohl-
tuend gering und nicht störend. Manche Gurte
ziehen einem dagegen mit dem nach jeder
Körperbewegung zurückrutschenden Gurtteil
buchstäblich das Hemd aus. Den Norma-Gurt
oder den Körper im Gurt kann man beliebig
schnell bewegen. Er sperrt nicht wie andere
bei schnellem Zug, sondern nur bei Verzöge-
rung oder Schräglage des Fahrzeugs.
Das im Durchmesser um 20 mm kleinere, im
Kranz aber um 7 mm dickere und in der
Oberfläche genarbte Lenkrad ist viel griff-
günstiger und damit sicherer in der Hand-
 
 
 
Aus "Der Deutsche Straßenverkehr 11/1981"
 
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habung. Gäbe es nur noch solche Lenkräder,
würde das Angebot der diversen Bandagen
und Umhüllungen entbehrlich, die jetzt den
zu glatten und zu dünnen Radkränzen zu bes-
serer Griffigkeit verhelfen. Leider reichen die
kleinen Lenkräder vorerst nur für einen Teil
der Serie, so daß sie nur in Verbindung mit
der Knüppelschaltung (Sonderwunsch) einge-
baut werden. Die Kombination kleines Lenk-
rad und Lenkradschaltung, wie sie der Test-
wagen hatte, war eine Ausnahme.

Unseres Erachtens hat die Lenkradschaltung
gerade bei solchen, Wagen, deren, Boden von
keinem Getriebe- und Kardantunnel zerklüf-
tet ist, nach wie vor ihre Berechtigung, weil
sie nicht unnötig Platz in Anspruch nimmt
oder einen freien Durchstieg behindert. Alle
Vorwärtsgänge ließen sich spielend leicht und
exakt schalten, wobei der in allen Gängen
wirksame Freilauf noch die besondere An-
nehmlichkeit bietet, daß abwärts ohne aus-
zukuppeln geschaltet werden kann. Nur der
Rückwärtsgang zeigte sich immer etwas wider-
spenstig und geräuschvoll, vielleicht eine Frage
der Einstellung des Gestänges. In Verbindung
mit dem kleineren Lenkrad, das aus der Sicht
größerer Fahrer den Anfangsbereich der Ta-
chometerskala etwa bis 60 km/h überdeckt,
wäre aber eine geänderte Anordnung der
Instrumente wünschenswert.

Zu den Sonderausstattungen; die der Wart-
burg als einziger Wagen unseres Typenpro-
gramms bietet, gehört das Stahlschiebedach,
das nun durch einen Windabweiser ergänzt
wurde. Er beseitigt nicht nur die Zugluft und
die Flattererscheinungen im Dachhimmel, die
es sonst bei geöffnetem Dach besonders bei
höheren Geschwindigkeiten gab, sondern auch
die Windgeräusche. Die Kombination Schiebe-
dach und Windabweiser übertrifft in der Wirk-
samkeit und Annehmlichkeit alle anderen Va-
rianten der Be- und Entlüftung, die von ge-
öffneten Fenstern bis zu den Luftführungen
über Düsen und Heizungskanäle reichen. In
der Funktion gibt es am Windabweiser nichts
auszusetzen, wohl aber an seiner Ausführung.
Das Formteil aus Piacryl ist auf der Unter-
seite geriffelt und hinten scharfkantig abge-
sägt. Um Handverletzungen beim Reinigen
des vom Windabweiser überdeckten Dachteils
zu vermeiden, sollte die Kante nicht unbear-
beitet bleiben.

Mit der heizbaren Heckscheibe lassen sich
feuchte Niederschläge oder Eisbildungen rasch
beseitigen, die bisher in der kalten Jahreszeit
besonders während der ersten Kilometer nach
dem Kaltstart die Sicht beeinträchtigten. Die
Leistung der Drehstromlichtmaschine ist so
reichlich bemessen, daß sie erst zu etwa zwei
Dritteln beansprucht wird, wenn außer den
Hauptscheinwerfern noch zwei Nebelschein-
werfer und die Heckheizscheibe eingeschaltet
sind. Das gilt aber nur für die Fahrt. Bei
Motorleerlauf kann die Lichtmaschine besten-
falls ein Scheinwerferpaar versorgen, wobei
für die Batterieladung schon kaum noch etwas
übrig bleibt. Mit Haupt- und Zusatzschein-
werfern und eingeschalteter Heizscheibe stell-
ten sich im Leerlauf Bordnetzspannungen von
12,2 V ein, was bei häufigen Stillstandszeiten
an Ampeln usw. beträchtlich an der Batterie zehrt

Die Drehstromlichtmaschine hat jetzt einen
elektronischen Regler, der direkt an der Ma-
schine angeflanscht ist und mit im Kühlluft-
strom liegt, den die Rippen an der Keilriemen-
scheibe aufrecht halten, solange diese sich
dreht. Die Elektronik reagiert nicht nur viel
schneller auf Spannungsänderungen als ein
elektromechanischer Regler, sondern bei ihr
gibt es auch keinen Kontaktverschleiß und
keine mit der Zeit nachlassenden Federkräfte,
die schleichende Veränderungen zur Folge
haben und Korrekturen erfordern. Die Batterie
wird dadurch von der Elektronik wesentlich
genauer als bisher mit der Ladespannung
versorgt, die sie braucht, und kann länger
Das neue Lenkrad

 
Das im Durchmesser etwas kleinere, im Kranz
aber dickere Lenkrad ist viel griffgünstiger.
Leider wird es nur in Verbindung mit der Knüp-
pelschaltung geliefert. Der Testwagen war eine
Ausnahme.
 
 
 
Autosuper A200

 
Der Autosuper A 200 hat einen elektronischen
Sendersuchlauf, der durch Druck auf den
rechten Knopf in Gang gesetzt wird.
 
 
 
 
 
Im Vergleich zu anderen Pkw-Typen ist der
Motorraum des Wartburg ausgesprochen repa-
raturfreundlich gestaltet. Alle Teile sind
bequem zugänglich.
Norma-Sicherheitsgurte

 
Die Aufrollautomatik der sowjetischen Norma-
Sicherheitsgute sperrt nicht bei schnellem Zug,
sondern nur bei Schräglage oder Verzögerung
des Fahrzeugs. Die Gurtrolle wird dabei durch
Lageänderungen des kleinen Massependels
(Bild rechts) blockiert.
Der Motorraum
 
 
 
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Gaspedal


Das hängende Gaspedal, das die Drossel-
klappe über einen Bowdenzug betätigt, ermög-
licht eine entspannte, angenehme Fußhaltung.
Gasbowdenzug am Vergaser


Der Gasbowdenzug wird an der Drosselklap-
penwelle über eine Kurvenscheibe (K) geführt,
die gleichbleibende Hebelverhältnisse über
den gesamten Pedalweg und exakte Dosierung
sichert.
 
Leerlaufregelschraube


Die Stellschraube am Flansch (L) regelt bei die-
sem Vergaser nicht die Leerlaufkraftstoffmenge,
sondern die über den Plastschlauch (P) aus
dem Saugrohr (5) zugeführte Zusatzluft.
leben. Die Elektronik erspart aber dem Fah-
rer nicht, rechtzeitig destilliertes Wasser nach-
zufüllen, bei überwiegend Kurzstreckenbetrieb
im Dunkeln auch einmal den Ladezustand zu
prüfen und die Batterie, wenn nötig, nachzu-
laden.
 
Unser Testwagen war mit der vom Werk auf
Wunsch installierten Nebelanlage ausgestattet.
Die Rechteck-Nebelscheinwerfer sind in den
Bugspoiler eingelassen, aber nicht an einem
nachgiebigen Blechteil, sondern sehr solide an
den Rahmenauslegern befestigt, die die Stoß-
stange tragen. Diese wackelsicheren Anschluß-
punkte, die unbeabsichtigte Verstellungen aus-
schließen, stehen ebenso wie die Ausschnitte
im Spoiler (mit Stegen abgedeckt) bei allen
Wartburgausführungen für den nachträglichen
Anbau von Nebelscheinwerfern zur Verfügung.
Diese Initiative des Automobilwerks ist bei-
spielgebend, sie wäre für alle Pkw wünschens-
wert. Leider fehlt in der Betriebsanleitung des
Wartburg jeder Hinweis dazu. Auch zur Ein-
stellung der Nebelscheinwerfer, die wegen des
Spoilers ohne Ausbau nicht möglich ist, wären
einige Bemerkungen vonnöten. Das gleiche
gilt für den Lampenwechsel.
 
Die Fanfaren sind jetzt unmittelbar hinter
dem Frontgrill angebracht, um ausreichende
Lautstärken vor dem Wagen zu erreichen.
Der Jalousie fehlen deshalb 2 Rippen.
 
Neue Hupe

Wassergeschützte Zündkerzenstecker

 
Bei den gegen Spritzwasser geschützten
Zündkerzensteckern umschließt ein Formteil
aus Chloroprene-Kautschuk den Zündkerzen-
isolator und dichtet den Steckanschluß ab.
 
 
 
 
Neue Scheinwerferverstellung

 
Die Hebel der Scheinwerfer-Verstellung (Pfeil)
für unterschiedliche Belastungen sind nur noch
bei geöffneter Motorhaube erreichbar. Unbe-
absichtigte Verstellungen sind damit ausge-
schlossen.
Vom Hersteller der Nebelscheinwerfer und der
Nebelschlußleuchte (VEB Fahrzeugelektrik
Ruhla) würden wir uns eine stabilere Ausfüh-
rung des Gehäuses wünschen. Das weiche und
nachgiebige Plastmaterial beeinträchtigt die
Abdichtung und läßt Schmutz und Nässe ein-
dringen. Nach vier Monaten Sommerbetrieb
(Mai bis August) sahen die Reflektoren, Lam-
pensockel und Gehäuseinnenseiten schon fast
aus, als ob sie offen montiert gewesen wären.
 
Das Licht der Scheinwerfer und Nebelschluß-
leuchte aus der Quartettserie ist zweifellos
recht gut, aber im nachgiebigen Gehäuse wäh-
rend der Fahrt wackelnde Reflektoren und da-
durch zitternde Lichtkegel sind wegen der
damit verbundenen Blendgefahr höchst un-
erwünscht, ganz abgesehen davon, daß sie
die Bemühungen des Automobilwerkes um
sichere Befestigungspunkte wieder zunichte
machen.
Vom Hersteller der Drucktastenschalter (VEB
Fahrzeugelektrik Pirna) würden wir uns für
Nebelscheinwerfer, Nebelschlußleuchte und
Heizscheibe eine gedämpfte Kontrollbeleuch-
tung wünschen. Zur Zeit strahlen die Schalt-
 
Der elektronische Regler (Pfeil) ist direkt an der
Stirnseite der neuen Drehstromlichtmaschine
mit Außenleitererregung angeflanscht. Für
die bisherige Lichtmaschine mit Mittelpunkt-
leitererregung eignet sich dieser Regler nicht.
 
Elektronischer Regler an der Lichtmaschine
 
 
 
Aus "Der Deutsche Straßenverkehr 11/1981"
 
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knöpfe so blendend hell, daß sie die Benut-
zung der zugehörigen Verbraucher im Dunkeln
verleiden. Irritierend ist die Tatsache, daß beim
Umschalten auf Fernlicht der grüne Schaltknopf
weiter leuchtet, obwohl dabei die eingeschal-
teten Nebelscheinwerfer verlöschen. Bei Nacht-
fahrten (ohne Nebel) empfanden wir das Ver-
löschen der Nebelscheinwerfer bei Fernlicht,
wofür es nach unseren Gesetzen keine Begrün-
dung gibt, als nachteilig.

Laut Sonderwunsch-Ausstattungsliste stehen für
den Wartburg drei Autoradios zur Verfügung:
Spider 3 ohne UKW von Tesla, CSSR (500,- M),
Stern-Transit A 130 IS mit UKW (700,- M) und
das neue Spitzengerät A 200 vom VEB Elektro-
technik Eisenach (1215,- M), das wir im Test-
wagen hatten. Bevor wir das Gerät kannten,
hielten wir den hohen Aufwand für den elek-
tronischen Sendersuchlauf für einen Luxus, der
den Preis unnötig in die Höhe treibt. Wir
wurden im täglichen Umgang aber eines bes-
seren belehrt. Bei einfachster Bedienung (nur
Knopfdruck) sucht das Gerät den nächsten
Sender, stimmt ihn automatisch scharf ab und
hält ihn fest. Die Bedienungserleichterung, die
Ablenkungen vom Geschehen auf der Straße
vermeidet, ist aber nur die halbe Wahrheit.

Die Elektronik fängt in empfangsschwachen
Gegenden noch Sender ein, die per Hand-
abstimmung während der Fahrt kaum zu fin-
den, geschweige denn störfrei von anderen
Sendern zu bekommen sind. Wir haben da-
mit Reichweiten von UKW-Sendern erlebt, die
wir von anderen Autoradios nicht kannten, und
Kurzwellensender gehört, von deren Existenz
wir anhand dessen, was andere Autosuper in
diesem Bereich bieten, gar nichts wußten.

Wenn es über große Entfernungen, zum Bei-
spiel im Ausland, überhaupt eine Chance gibt,
einen Heimatsender zu empfangen, dürfte der
A 200 am ehesten in der Lage sein, einen
brauchbaren Empfang zu sichern.

Die Teleskopantenne sitzt nach wie vor links
vorn am Dachträger, empfangstechnisch also
sehr günstig. Bei früheren Baujahren machte
sie sich überhaupt nicht bemerkbar, heute er-
zeugt der wohl etwas dünner gehaltene Stab
jedoch Windgeräusche, die sich bei bestimm-
ten Geschwindigkeiten wie Heulen anhören

Die Fahreigenschaften

Der Wartburg ist unter den bei uns laufenden
Pkw-Typen der einzige, der keine selbsttra-
gende Karosserie hat, sondern nach alther-
gebrachter Bauart ein Fahrgestell mit einem
Rahmen, von dem die aufgesetzte Karosserie
getragen wird. Das ist zwar etwas aufwendiger
in der Fertigung, dafür sind spätere Repara-
turen weniger problematisch und kostspielig.
Außerdem bietet die Rahmenbauart bessere
Möglichkeiten, die Karosserie vom Fahrgestell
zu isolieren, um Rollgeräusche, Erschütterun-
gen und Vibrationen fernzuhalten. Auf diesem
Gebiet hat sich in Eisenach einiges getan. Hier
die praktischen Auswirkungen:

Der Testwagen war mit Pneumant-Stahlgürtel-
reifen ausgerüstet, die im Hinblick auf die
Spurhaltung und Richtungsstabilität noch eine
Klasse besser sind als Radialreifen mit Textil-
gürtel. Die Stahlgürtelreifen laufen aber auch
härter, so daß das bekannte Karosseriedröh-
nen, das Radialreifen bei bestimmten Ge-
schwindigkeiten auf Kopfsteinpflaster auslösen,
naturgemäß noch aufdringlicher wird. Anders
beim Wartburg. Er läuft auf Pflaster in kriti-
Nebelscheinwerfer im Spoiler

 
Die Nebelscheinwerfer aus der Quartett-Serie
sind in den Bugspoiler eingelassen (Bild oben)
und an den Rahmenauslegern befestigt (Bild
oben rechts), die die Stoßstange tragen. Zur
Höheneinstellung des Lichtkegels oder zum
Lampenwechsel ist die Befestigungsschraube
(Pfeil) zu lockern und der Scheinwerfer nach
vorn aus dem Spoilerausschnitt herauszuneh-
men (Bild rechts). Das ist zwar nicht ganz so
einfach wie bei Außenmontage zum Beispiel
an der Stoßstange, vermeidet aber unbeabsich-
tigte Verstellungen und sichert einen stabilen
Standort. Leider läßt die Stabilität der Gehäuse
zu wünschen übrig.
 
 
 
Der Kofferraum
 
 
 
 
 

Das Innere der Nebelschlußleuchte


Befestigungsschraube der Nebelscheinwerfer
 
 
Nebelscheinwerfer zerlegt

 
 
 
In der Geräumigkeit des Kofferraumes ist der
Wartburg allen anderen Pkw dieser Größen-
klasse überlegen. Die Auskleidung und Ab-
deckung des Reserverades (Bild links) sowie
Teppiche im Innenraum gibt es auf Wunsch
gegen Aufpreis.
 
 
 
Das Auspuffrohr mündet jetzt auch bei der
Limousine an der linken Ecke, um das Ein-
dringen von Gasen in den Innenraum (bei
undichter oder offener Kofferklappe) auszu-
schließen. Die Nebelschlußleuchte sitzt unter
der Stoßstange weit genug vom Bremslicht
entfernt. Auf Grund des nachgiebigen Plast-
gehäuses gelangen jedoch Schmutz und Feuch-
tigkeit in das Innere der Leuchte (Bilder unten).
 
 
Auspufrohr und Nebelschlußleuchte
 
 
 
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Neue Scheinwerfer und Bugspoiler

Neue hohe Kopfstützen

Durchflußmesser für Verbrauchskurven


Mit dem Durchflußmesser (Bild oben) wurden
die Verbrauchskurven in den einzelnen Gängen
(rechts) aufgenommen. Die einzelnen Meß-
werte in Abständen von je 10 km/h, aus denen
sich jede Kurve zusammensetzt, beziehen sich
auf konstante Geschwindigkeiten. In der Fahr-
praxis, bei häufig wechselnden Geschwindig-
keiten, ist mit höheren Werten zu rechnen.
Antenne


Bei den neuen Rechteckscheinwerfern ist die
Streuscheibe mit dem Reflektor verkittet. Damit
werden die optischen Werte besser eingehal-
ten und die Korrosionsgefahr gemindert. Die
Hebel für die Zusatzverstellung liegen jetzt
innen. Den Bugspoiler haben olle Wartburg-
typen. Wird der Wagen ohne Nebelscheinwer-
fer ausgeliefert, sind die Ausschnitte im Spoiler
mit Stegen abgedeckt (Bild oben links).

Die Türgriffe bestehen nicht mehr aus Alumi-
nium, sondern aus korrosionsbeständigem
Plastmaterial. Die Antenne ist nach wie vor
empfangsgünstig am Dachträger angebracht,
aber sie erzeugt neuerdings störende Wind-
geräusche (Bild oben).

Die Höhe der Kopfstützen ist schon in voll ein-
gesteckter Lage meistens ausreichend. Sie
lassen sich noch um einige Zentimeter höher
stellen und einrasten.
schen Geschwindigkeiten, bei denen andere
Karosserien schon mit Textilgürtelreifen bis
zur Schmerzgrenze dröhnen, jetzt so ruhig, daß
man glauben könnte, auf Diagonalreifen zu
rollen. Solchen Fahrkomfort unter den genann-
ten Bedingungen erlebten wir bisher bei kei-
nem anderen Pkw.

Im Federungsverhalten, in den langen Feder-
wegen und in der Art und Weise, wie die Fe-
derung mit Bodenwellen, Schlaglöchern und
den mehr oder weniger großen Unebenheiten
auf unbefestigten Straßen und Feldwegen fer-
tig wird, hat der Wartburg eine Spitzenposi-
tion. Selbst erheblich teurere Importwagen
reichen da bestenfalls heran, besser ist nach
unseren Erfahrungen keiner. Weiche Federun-
gen gab es schon beim Pobeda oder
Moskwitsch 407, deren Insassen sich wie in
einer Sänfte fühlen konnten. Sie wurden da-
mals aber meistens mit Kompromissen in der
Straßenlage, Spurhaltung und Richtungsstabi-
lität realisiert. Anders beim Wartburg. Sein
Fahrgestell und seine Radführung sind zwar
aufwendiger als bei den meisten anderen
Pkw, die Konzeption gehört aber in punkto
Fahrstabilität nach wie vor zum Sichersten, was
es auf diesem Gebiet überhaupt gibt.

Ähnliches ist zur Bremsanlage festzustellen.
Scheibenbremsen vorn und eine Aufteilung der
Hydraulikanlage in zwei Bremskreise haben
heute die meisten Pkw. Auch Bremskraftregler,
die die Bremskraft der Hinterräder der Be-
lastung des Fahrzeugs anpassen, sind keine
Ausnahmen mehr. Die zwei Bremskreise sind
aber bei den meisten Pkw noch immer von
Achse zu Achse aufgeteilt. Im ungünstigen Fall,
bei Ausfall des vorderen Kreises, bremst dann
beim Tritt auf das Pedal nur noch die Hinter-
achse. Wegen der Bremskraftbegrenzung, die
auf den Normalfall - Bremsen mit vier Rädern
- zugeschnitten ist, bremst aber die Hinter-
achse fußbedient unter Umständen schlechter
als bei gezogener Handbremse. Anders beim
Wartburg. Hier wirkt ein Bremskreis auf Vor-
der- und Hinterachse und der zweite gesondert
Verbrauchsdiagramm
 
 
 
Aus "Der Deutsche Straßenverkehr 11/1981"
 
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nochmals auf die Vorderachse. Im ungünstig-
sten Fall bremst daher immer noch die Vorder-
achse, die aufgrund - der dynamischen Achs-
lastverteilung (die den Wagen beim Bremsen
vorn etwas einsinken und hinten aufsteigen
läßt) annähernd 80 Prozent der Gesamtbrems-
kraft überträgt, für den Notfall also etwa die
vierfache Sicherheitsreserve im Vergleich zur
Achse-Achse-Aufteilung.

Der Frontantrieb, mit dem der Wartburg seit
Beginn der Fertigung ausgerüstet ist, hat sich
inzwischen international immer mehr durchge-
setzt. Neukonstruktionen in dieser Größen-
klasse werden fast ausschließlich mit Frontan-
trieb konzipiert, weil man damit unter ungün-
stigen Bedingungen meistens erheblich siche-
rer vorwärts kommt als mit angetriebener
Hinterachse. Wenn es ganz schlimm kommt,
der Wagen auf glatter Fahrbahn rutscht oder
schleudert, jedes Quentchen Haftreibung für
die Seitenführung der Reifen gebraucht wird,
Vortriebs- oder Bremskräfte das Schleudern
nur verstärken würden, braucht man beim
Wartburg nur das Gas wegzunehmen, um
maximale Lenkfähigkeit zu erreichen. Das bei
anderen Typen dazu erforderliche Auskuppeln
besorgt hier der Freilauf automatisch.

Was den Wartburg von allen anderen Pkw
seiner Größenklasse unterscheidet, ist der
Zweitaktmotor, der schon mehrfach als veraltet,
umweltunfreundlich und unwirtschaftlich im Ver-
brauch abgetan wurde. Technisch gibt es
dafür überhaupt keine Begründung, zumal in
der ganzen Welt nach wie vor Zweitakt-Motor-
räder, -Mopeds und -Bootsmotoren bis zu
Größen von über 75 kW in beträchtlichen
Stückzahlen gebaut werden. Wenn der Zwei-
takter mit der gleichen Sorgfalt gefertigt wird,
wie das bei den Viertaktern üblich und uner-
läßlich ist, läuft er auch einwandfrei und spar-
sam. Der von uns 1975 getestete Wartburg
konnte in dieser Hinsicht nicht befriedigen.
Heute sieht das ganz anders aus. So wie der
1981er Testwagen lief, würde ich ihn (aus der
Sicht privater Fahrzeughaltung) sogar jedem
unserer Viertakter vorziehen.

Wir hatten es in den vergangenen Jahren aus-
schließlich mit Viertaktern zu tun und haben
den Wartburg jetzt in der Fahrweise nicht
anders behandelt. Früher wäre das gar nicht
möglich gewesen, weil der Zweitakter in niedri-
gen Drehzahlen nicht ruckfrei lief. Mit dem
neuen Vergaser mit bowdenzugbetätigter
Drosselklappe lief die Maschine jetzt sogar
bei 40 km/h noch ruckfrei im 4. Gang! Was
bei dieser "untertourigen" Fahrweise heraus-
kam, war nicht etwa ein kaputter oder mit
Rückständen zugesetzter Motor, der bei der
nächsten Fernfahrt kilometerweit qualmte,
sondern eine Sparsamkeit im Verbrauch, die
den Vergleich mit ähnlich temperamentvollen
und geräumigen Viertaktern überhaupt nicht zu
scheuen braucht. Im Gesamtdurchschnitt über
reichlich 5000 km verbrauchte der Testwagen
8,45 l/100 km. Darin stecken viele Stadtkilo-
meter, bei denen sich Einzelverbrauchswerte
von 8,4 bis maximal 9.2 l einstellten, je nach-
dem, ab schaltfaul (wie mit einem Viertakter
8,4 l) oder nach dem oft verkündeten Zwei-
taktrezept etwas drehfreudiger gefahren
wurde. Fernfahrten auf Landstraßen und
Autobahnen wurden mit 7,7 bis 8,1 l/100 km
absolviert.

Spezielle Verbrauchsmessungen, die Ing. Karl-
Heinz Rabis vom VEB Autoservice Berlin mit
einem Durchflußmesser vornahm, dessen ähn-
lich wie eine Stoppuhr bedienbare Digital-
anzeige für beliebige Fahrzustände momen-
tan abgerufen werden konnte, brachten inter-
essante Aufschlüsse, wie die Fahrweise die
Wirtschaftlichkeit beeinflußt. Wurden im Stadt-
verkehr bei Maximalgeschwindigkeiten von 40
bis 50 km/h nur die unteren drei Gänge be-
nutzt, ergab sich ein Verbrauch von 8,3 l/100 km.
Fuhr man unter gleichen Bedingungen außer
beim Anfahren überwiegend im 4. Gang, stell-
ten sich 7,8 l/100 km ein. 50 bis 60 km/h im
Stadtverkehr ergaben ohne Benutzung des
4. Ganges 7,7 l/100 km, bei überwiegender
Fahrt im 4. Gang nur 7,03 l/100 km. Aber bei
scharfer Beschleunigung mit Vollgas (20 s bis
100, 38 s bis 120 km/h) schluckte der Motor
19,8 l/100 km in dieser Phase, während er
beim sanften Beschleunigen (ohne Einschalten
der Zusatzdüse für Höchstleistung) mit 16 l/
100 km auskam. Bei Höchstgeschwindigkeit
(137 km/h) liefen rund 15 I durch, während
der Wagen bei konstant 80 km/h im 4. Gang
mit 6 l/100 km auskam.

Die mit dem Durchflußmesser aufgenommenen
Verbrauchskurven für die einzelnen Gänge las-
sen erkennen, daß der Zweitakter in mittleren
Drehzahlen zwar am sparsamsten läuft, daß
aber die reichlichere Übersetzung, also der
nächst niedrigere Gang stets mehr Kraftstoff
kostet als der höhere Gang bei gleicher Ge-
schwindigkeit. Die Kurven zeigen aber auch
deutlich, daß man bei drehfreudiger Fahr-
weise, beim ständigen Hochjubeln der unte-
ren Gänge mit Verbrauchswerten oberhalb
10 l/100 km zu rechnen hat und alles andere
als wirtschaftlich fährt. In dieser Beziehung
unterscheidet sich der Zweitakter überhaupt
nicht vom Viertakter.

Als wir die Messungen vornahmen, war der
Wagen knapp 10000 km gelaufen. Die Zünd-
zeitpunkte, die vom Werk eingestellt bzw. bei
der ersten Durchsicht (bei 635 km) korrigiert
worden waren, hatten sich während der rund
9000 km kaum verändert, wie die Prüfung mit
dem Stroboskop zeigte. Das spricht für die
Qualität der Unterbrecher, die beim Wartburg
seit jeher mit Anlaufnasen aus Hartgewebe
versehen sind. Die CO-Bestandteile im Abgas
lagen ebenfalls, wie ursprünglich eingestellt,
bei zwei Vol.-Prozent. Das spricht für die
Qualität des Vergasers. Alle drei Zündkerzen
zeigten nach dieser Laufleistung exakt die
gleiche grau-weiß-braune Isolatorfarbe und
funktionierten einwandfrei. Das spricht nicht nur
für die Kerzen, sondern auch für die wieder
stabile Qualität des Motors. (Wartburg-Ken-
ner wissen, daß das vor Jahren nicht so gut
aussah.)

Abgesehen davon, daß nach etwa 15000 km
der Luftfilter erneuert werden muß, umfassen
die genannten Kontrollen bereits den ganzen
Wartungsaufwand, den der Zweitakter erfor-
dert. Im Vergleich zum Viertakter sind dieser
geringe Aufwand und die wegen der Einfach-
heit des Motors weniger kostspieligen Repa-
raturen ganz wesentliche Vorteile. Was man
dem Wartburgmotor noch negativ ankreiden
kann, ist der unregelmäßige Leerlauf, der im
Rahmen der Bemühungen um sparsame Ver-
gasereinstellung nicht kultivierter geworden ist.
Dagegen hilft,, ihn bei Stillstandszeiten ein-
fach auszuschalten. Bei dem hervorragenden
Startverhalten kann man sich das jederzeit
erlauben.

Eberhard Preusch   


 
TECHNISCHE DATEN
 
Motor: Dreizylinder-Zweitakt
Hubraum: 992 cm³
Hub: 78 mm
Bohrung: 73,5 mm
Verdichtung: 7,5
Leistung: 36,8 kW (50 PS)
bei 4250 U/min
Drehmoment: 100 Nm (10 kpm)
         bei 3000 U/min
Schmierung: Kraftstoff/Öl 50:1
Kühlung: 6,7l frostsichere Mischung,
              geschlossenes System
Vergaser: BVF-Fallstrom, 40 F2-11
Zündung: drei Unterbrecher, drei Zündspulen
Zündkerzen: Isolator M14-175
Batterie: 12 V, 38 Ah
Lichtmaschine: Drehstrom 14 V, 42 A
Anlasser: 0,58 kW (0,8 PS)
Kupplung: Einscheiben-Trocken
Getriebe: Viergang, 1.-4. sperrsynchroni-
         siert, sperrbarer Freilauf
Getriebeübersetzung:
(Getriebe und Achsantrieb)
        1. Gang    15,92
        2. Gang     9,11
        3. Gang     5,68
        4. Gang     3,83
        R.-Gang    14,29
Rahmen: Kastenprofil mit Querträgern
Vorderachse: Doppelquerlenker, Schrau-
        benfedern, Teleskopstoßdämpfer
Hinterachse: schräg angelenkte Halb-
        achsen, Schraubenfedern, Teleskop-
        stoßdämpfer, Querstabilisator
Lenkung: Zweistangen-Zahnstangenlen-
        kung, automatische Ritzelnach-
        stellung
Betriebsbremse: vorn Vierkolben-Scheiben-
        bremsen, hinten Simplex-Trommel-
        bremsen mit lastabhängigem Brems-
        kraftregler, Zweikreisanlage
Handbremse: wirkt auf Hinterräder
        Seilzüge
Räder: Asymetr8ische Humpfelgen
        4 ½ Reifen: 6.00 - 13, 155 SR 13
        165 SR 13 schlauchlos
Karosserie: Ganzstahl, viertürig Radstand: 2450 mm
Spurweite: 1280 / 1300 mm
Länge: 4220 mm
Breite: 1640 mm
Höhe: 1495 mm
Bodenfreiheit: 155 mm (belastet)
Leermasse: 920 kg
Nutzlast: 400 kg
Gesamtmasse: 1320 kg
Platzzahl: 5
Anhängelast: 500 kg (gebremst 650 kg)
Dachlast: 60 kg (bei Schiebedach 40 kg)
Tankinhalt: etwa 44 l
Kofferraum: 0,525 m³
Höchstgeschwindigkeit des Testwagens:
        133 km/h gestoppt
Preis des Testwagens (entsprechend
        Ausstattungsgrad): 22 794,- M
Kfz.-Steuer und Haftpflicht: 333,- M
        (Berlin 369,- M)
Fahrzeugversicherung (Kasko) mit
300,- M Selbstbeteiligung: 250,- M
       
(Berlin 328,- M )
500,- M Selbstbeteiligung: 188,- M
        (Berlin 247,- M )
 
 
 
Aus "Der Deutsche Straßenverkehr 11/1981"
 
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