WOLFGANG ROEDIGER DER NEUE WARTBURG 1000
|
|
||
|
6 |
7 |
8 |
nähernd in Wagenmitte bis zu dem
hinteren zwischen den Rahmenlängsträgern angeordneten Nachschalldämpfer geführt werden. Zu begrüßen ist die Anwendung von Flachsteckverbindungen für die elektrische Anlage, die auf 12 V Bordspannung umgestellt wurde. Die 12-V-Anlage bringt Vorteile beim Anlassen im Winter und eine noch bessere Fahrbahnbeleuchtung, da die Spannungsabfälle an den Leitungen und an den Verbindungen geringer sind. Der neue Wartburg 1000 hat - man möchte sagen selbstverständlich - auch wieder Frontantrieb, ein seit Jahren typisches Konstruktionsmerkmal der Eisenacher Wagen, das aber erst jetzt in aller Welt "neu entdeckt" wird. Die funktionstüchtige KarosserieEisenacher Automobile hatten schon immer typische Gesichter und ausdrucksvolle Profile. Für ausgefallene "irgendwie andere" Karosserieformen ist heute jedoch kaum noch Platz mehr, die "Stromlinie" gehört längst der Vergangenheit an, kapriziöse Rundungen sind (im Automobilbau) überholt. Die jüngsten Stilgrundzüge wurden von der sogenannten Trapezlinie geprägt, und die rationelle Fertigung in der Karosserieproduktion tun ein übriges, daß sich eine gewisse internationale "Uni-Form" in den Aufbauten moderner Automobile nicht ableugnen läßt.Die Karosserie des neuen Wartburg 1000 bringt den Trend zu moderner Sachlichkeit klar zum Ausdruck, sie umgibt nicht nur ein nach der Vernunft gebautes "Konstrukteur-Auto", sondern sie ist selber rational angelegt und von hochgradiger Funktionalität - und hat dabei doch wieder eine unverwechselbare "Linie". Und gleich noch eine Bemerkung: Diese Karosserie liegt trotz, zum Teil sogar wegen ihrer "Kanten" im Luftwiderstandsbeiwert, also aerodynamisch, günstiger als der bisherige Aufbau. Technisch gesehen ist die neue Karosserie wieder ein Ganzstahlaufbau, der auf den Rahmen aufgesetzt ist. Diese Bauweise wurde unter Verzicht auf niedrige Eigenmasse einer selbsttragenden Karosserie schließlich vorgezogen, um bei eventuellen Beschädigungen die leichte Austauschbarkeit einzelner Karosserieteile zu gewährleisten. Die Kotflügel-Seiten- |
(3) Armaturentafel mit gepolsterter Oberkante und durchgehender Ablage darunter. (4) Blick unter die Motorhaube. Das große Heizaggregat ist in der Mitte der Stimwand angebracht. (5) Das Reserverad steht im vergrößerten Kofferraum. (6) Die 12-V-Anlage hat Flachsteckverbindungen. Hinter den Sicherungen das Schaltrelais für Abblend- und Fernlicht, vorn die serienmäßigen Fanfaren. (7) Mit dem kleinen Hebel unten in der Einfassung kann die Scheinwerfereinstellung in zwei Stufen der Wagenbelastung angeglichen werden. (8) Die Scheibenwaschanlage arbeitet mit elektrischer Pumpe. (9) Beide Vordertüren sind verschließbar. Der kleine Knopf über der Fensterkurbel öffnet die Tür von innen. 9 |
teile sowie die Bugverkleidung können
nach Lösen von Verschraubungen ausgetauscht werden. Kennzeichnend für die Gestaltung sind die klare,
streckende Linienführung mit Betonung der Horizontalen, Orientierung der wichtigsten Anbauteile auf die
umlaufende Knickkante, tief angesetzte Trennlinie zwischen Grundkörper und Kabinenaufbau, flache Preßteile
(Dach, Türen, Hauben, Seitenteile, Bug- und Heckteil), Motorhaube und Heckklappe reichen über die gesamte
Wagenbreite. Karosserieausführungen sind die viertürige Limousine, bei der das Werk nun auf die
Zusatzbezeichnung Standard verzichtet, und die ebenfalls viertürige Limousine de Luxe. Unterschiede bestehen
nur in der Ausstattung. Die anschließend beschriebenen Details beziehen sich auf die Limousine de Luxe, die
Limousine enthält nicht alle dargestellten Einzelheiten, weist jedoch sämtliche funktionswichtigen und vor
allem der Sicherheit dienenden Ausrüstungen und Ausstattungen auf. Nachdem schon der bisherige Wartburg ein
Musterbeispiel an Geräumigkeit eines Tausender war, gelang es abermals - trotz etwas kürzerer Wagenlänge,
die wiederum den Verkehrsverhältnissen und dem Parkraumbedarf zugute kommt - einen größeren Innenraum und ein
erweitertes Platzangebot und wesentlich verbesserte Sichtverhältnisse zu schaffen. Dies wurde erzielt durch
volle Ausnutzung der Karosseriebreite, wobei auch die leicht gewölbten Seitenscheiben eine Rolle spielen,
durch vergrößerte Fußmulden, das Vorziehen der hinteren Sitzbank vor die Radeinbauten und vorverlegte
Vordersitze, womit alle Sitze in den am besten gefederten Raum zwischen den Achsen gerückt sind, durch große
Fensterflächen der Windschutz- und Heckscheibe, durch die hochliegende Dachkante sowie schmale Seitenpfosten.
Der neue Wartburg 1000 ist ein echter Fünfsitzer geworden. Ein ähnliches Maß für den Raumzuwachs zeigt sich
am Kofferraum mit seinem Fassungsvermögen von 525 l (bisher 420 l - jetzt also 25 Prozent mehr). Die Armaturentafel enthält ein flaches Kombianzeigegerät mit einem Walzentachometer, der eine horizontale, sehr übersichtliche Skala ermöglichte. Außer dem Kilometerzähler ist bei der Limousine de Luxe ein Tagesstreckenzähler eingebaut. Unter dem Tachometer lie- |
DER NEUE WARTBURG 1000 gen die Instrumente für den Kraftstoffinhalt und für die Kühlwassertemperatur. Das Thermometer arbeitet mit elektrischer Meßwertübertragung. Kontrollampen orientieren über die Batterieladung, das Fernlicht, die Blinker und über die Einstellung der Scheinwerfer. Die Instrumentenbeleuchtung ist in zwei Stufen regelbar. Die Scheibenwischer arbeiten mit zwei Geschwindigkeiten und die Zuschaltung der elektrischen Scheibenwaschanlage kann mit dem gleichen Drehschalter vorgenommen werden. Der Zündanlaßschalter ist gleichzeitig Lenkstock-Sicherheitsschloß. An der Lenksäule befindet sich links der Betätigungshebel für Blinker, das akustische Signal und die Lichthupe. Die Schaltfunktionen dieses Hebels wurden aber noch wesentlich erweitert. Bei ausgeschalteter Zündung und angeschlossener Lenksäule schaltet man mit dem Blinkhebel die Parkschaltung. In der Hebelstellung "Blinklicht links" leuchtet dann das linke Standlicht und Rücklich, bei Stellung "Blinklicht rechts" sind die Parklichter der rechten Seite eingeschaltet. Bei Nachtfahrt mit eingeschaltetem Fernlicht, dient der Hebel als Abblendschalter. Die Lichthupenkontakte sind dann mit einem Umschaltrelais verbunden, das bei einem kurzen Zug des Hebels in Richtung Lenkrad von Fernlicht auf Abblendlicht bzw. umgekehrt schaltet. Rechts ist ein Beifahrerhaltegriff in die Armaturentafel eingearbeitet Die Ablagefläche unter dem Armaturenbrett reicht über die ganze Wagenbreite. Neue Formpolster in Verbindung mit Kunststoffschaum und Selfafederkernen ergeben eine ebenso anatomisch günstige wie weiche Sitzgestaltung. Die vorderen Einzelsitze sind auf kugelgelagerten Gleitschienen in Längsrichtung verstellbar und haben (bei der Limousine de Luxe) Liegesitzbeschläge. Der Lufteintritt für die neuentwickelte Frischluft-Heizungsanlage erfolgt in der weitgehend staubfreien Zone vor der Windschutzscheibe. Durch kugelförmige Luftduschen links und rechts in der Armaturentafel kann Frischluft oder Warmluft auch zum Beschlagfreihalten und Entfrosten auf die Seitenscheiben geleitet wer- |
10
11 |
DER NEUE WARTBURG 1000 und damit ist der erste Kontakt zum Wagen geschlossen. Auf Grund des unverändert gebliebenen Masse-Leistungs-Verhältnisses sind die Beschleunigungswerte gegenüber dem bisherigen Wartburg gleich (Von 0 bis 80 km/h in etwa 6 Sekunden). Die effektiv erzielbaren Fahrleistungen liegen zweifellos höher als beim bisherigen Typ 312. Das kommt in erster Linie auf das Konto des neuen Fahrwerks. Es erfordert, wenn man vom Blattfeder-Wartburg in den neuen umsteigt, vom Fahrer eine grundsätzliche Umstellung. Die weiche Federung und auch der geräuscharme Lauf des Motors, das gesamte überaus geschmeidige Fahrverhalten des Wagens täuschen nämlich - wenn man nicht die rote Geschwindigkeitsanzeige beobachtet - über das wirkliche Tempo hinweg. In Kurven neigt sich der Wagen doch etwas nach außen, aber er liegt fest und sicher, so daß man hier die altmodische Behauptung entkräftet findet ein "sportliches" Fahrwerk mit guter Straßenlage ließe sich nicht mit einer weichen Federung vereinen. Selbst bei sehr scharfer Kurvenfahrt verhält sich der Wagen in der Lenkung neutral, mit Gas eher etwas untersteuernd. Das Werk gibt katalogmäßig 125 km/h Höchstgeschwindigkeit an; provisorische Stoppuhrmessungen zeigten jedoch, daß dem Wagen die Angabe von 130 km/h vielleicht besser angestanden hätte. Vermutlich macht sich in der Endgeschwindigkeit die etwas strömungsgünstigere Karosserieform bemerkbar, denn der Motor blieb ja gleich (und er war noch nie drehzahlempfindlich). Die Bremsen schließlich lassen kaum noch Wünsche an die Wirksamkeit offen, zumal sie (im Gegensatz zu nicht servoverstärkt arbeitenden Scheibenbremsen) nur geringen Pedaldruck erfordern, bis die Reifen zu quietschen beginnen. Während der neue Wartburg bei uns in ein weder unerschlossenes noch gesättigtes Absatzgebiet kommt, muß er sich als Neuling auf dem internationalen Markt doch erst einen Platz erobern. Dabei trifft er im westlichen Ausland auf sehr starke Konkurrenz, denn gerade Tausender und Wagen ähnlicher Größenordnung nehmen einen überaus breiten Raum im europäischen Automobilbau ein. Aber der neue Wartburg 1000 hat ausgezeichnete Startpositionen, denn er gehört in Aufbau und Ausstattung in der Einliter-Hubraumklasse zu den modernsten Tausendern, die zur Zeit zu haben sind. |
12
|
13 |
14 |