So stand es im Straßenverkehr vom Mai 1960, seltsamerweise wurde bereits knapp 1 Jahr vorher (April 1959) ein Wartburg 2+2 Coupe vorgestellt, das in einigen Merkmalen mit dem hiergezeigten übereinstimmt. Hervorstechendstes Merkmal hierbei ist die Form und Ausführung der hinteren Seitenfenster, sowie die Übereinstimmung einiger technischer Details, Limousinen Fahrgestell, Handbremsanordnung. Das hier gezeigte Fahrzeug unterscheidet sich jedoch in einigen Punken deutlich vom 1 Jahr zuvor beschriebenen Fahrzeug. Die beiden Fahrzeuge unterscheiden sich in der Lackierung, den Zierleisten, der Bereifung und bei den vorderen Blinkleuchten. |
Unser Titelbild Auf einer unserer Fahrten, die an sich nicht neuen Autos, sondern verkehrs- technischen Problemen galt, entdeckten wir dieses bild- hübsche 2/2-Coupé. Zweifel- los ist es ein Wartburg, aber kein gewöhnlicher, sondern ein mit viel Liebe und noch mehr Können aufgebauter Sportwagen. Die elegante Linienführung, die schlan- ken Stoßstangen, die durch den raffinierten Farbeffekt angedeuteten Heckflossen, die komfortable Innenaus- stattung und nicht zuletzt die sehr saubere Verarbei- tung zeigen eindeutig ein hohes Niveau. Schade, daß ausgerechnet an diesem Tage sich die Sonne nicht blicken ließ, unser Titelbild wäre sonst noch schöner geworden. Soweit wir von außen sehen konnten - wem der Wagen gehört, ließ sich nicht feststellen, aus Eisenach war er offensichtlich nicht -, birgt der schmucke Wagen auch innen eine ganze Reihe neuer Ideen. Das technisch erstaunlichste war für uns jedoch, daß sich unter dieser Karosserie nicht das für den Sportwagen abgeänderte Fahrgestell, sondern ein Chassis von der Serien- limousine verbirgt. Ver- schiedene Details, wie z. B. die Pedalanordnung, der zwischen den Sitzen lie- gende Handbremshebel und anderes, lassen daran kaum Zweifel offen. Solch eine Lösung könnte im Interesse der Standardisierung der Wartburg - Typen äußerst vorteilhaft sein. Beinahe hätten wir über all den technischen Betrachtun- gen die junge Dame ver- gessen, die vor dem Wagen steht. Auch sie trafen wir wirklich rein zufällig. |
Unter dieser raffinierten Lackierung - Vergißmeinnichtblau und gedecktes Weiß - verbirgt sich nicht der serienmäßige Wartburg- Sport sondern ein viersitziges Coupé. Die Karosserie- und Fahr- zeugbau-Firma Wilhelm Neumann in Spremberg hat diesen Wa- gen auf der Grundlage eines normalen Wartburg-Sport aufgebaut. Zunächst wurden die Stützen des Kraftstoffbehälters, und der Behälter selbst weiter nach hinten verlegt. Die Lenksäule und das Schaltgestänge wurden um 10 cm verkürzt. Dadurch konnten die Vordersitze weiter nach vorn gebracht werden, so daß auch ein kleinerer Fahrer die Fußhebel bequem erreichen kann, ohne das Lenkrad unmittelbar vor der Brust zu haben. Das unten abgeflachte Lenkrad - eine Neumannsche Spezialität - entstand aus dem normalen Wartburg-Lenkrad und erleichtert vor allem das Ein- und Aussteigen (Bild rechts). Der Signalring Ist nur noch im unteren Halbkreis vorhanden und stört demzufolge nicht mehr, wenn man die Hände auf die Radspeichen legen will. Mit Ihm wird sowohl das Horn als auch die Lichthupe betätigt Die Vordersitze sind umklappbar, so daß sie mit wenigen Hand- griffen in eine Schlafstätte umgewandelt werden können. Die Sitzkanten wurden abgerundet und weicher gestaltet. Die hin- tere Sitzbank bietet zwei Erwachsenen bequem Platz (Bild unten rechts). Der Wagen hat ein völlig neu konstruiertes Dach erhalten, wobei die Windschutz- und Heckscheibe vom serienmäßigen Wartburg-Sport übernommen wurden. Die rah- menlosen Ausstellfenster, die sich nach hinten an die Tür- scheiben anschließen, bestehen aus Piacryl und sind an der vorderen Kante gekröpft (Patent angemeldet). Dadurch liegen die Türscheiben und Ausstellfenster in einer Ebene, und das Ganze ist wasserdicht. Zweifellos bat der Wagen auch äußerlich durch den Umbau gewonnen, ganz abgesehen davon, daß man nun vier Personen befördern kann. Bild unten links zeigt Im Vergleich dazu den serienmäßigen Wartburg-Sport. Die Arbeiten der Firma Neumann (wir stellten bereits in Heft 12/1958 eine Karos- serie vor) zeigen, daß es sich hier um mehr als bloße Ka- rosseriebauerei handelt. Unsere Automobilindustrie sollte sich auf solche schöpferischen Kräfte stärker stützen. |
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