Ein Wartburg vor der Wartburg
 
PRENZLAU (ddpADN). Wer das Nummernschild UM-WK 312 erblickt, sollte sich umschauen. Denn dazu gehört ein Exemplar des zweiten Kult-Autos der DDR: ein alter Wartburg.
Im Gegensatz zum Trabant gab es die Wartburg-Multitalente 311 und 312 in Ausführungen für alle Zwecke. In den sechziger und siebziger Jahren haben sie das ostdeutsche Straßenbild mitbestimmt und den sozialistischen Wohlstand repräsentiert.
Der Prenzlauer Elektromeister Martin Völz fährt einen der Veteranen und erzählt aus der Geschichte seines Autos. Der 311er Kombi aus dem Jahre 1960 hat eine typische DDR-Vergangenheit. 1966 wurde er nach einem Unfall wieder neu aufgebaut. Der dringend benötigte Privat- und Firmenwagen ist dann zehn Jahre später noch einmal vollkommen zerlegt und regeneriert wieder zusammengesetzt worden, weil der Rost zu stark sein Werk verrichtet hatte.
1982 bekam er dann das neue Fahrgestell vom 312er. Die dazu erforderliche Umbaugenehmigung machten Behördengänge nötig.
Der Wagen wurde dann 1988 nochmals vollkommen überarbeitet, denn Autos waren knapp. Rot lackiert fährt er heute noch - nicht nur über die uckermärkischen Straßen.
In mehreren Entwicklungsabschnitten hatten die Eisenacher Automobilwerker den Wartburg auf den Markt gebracht.
Der erste 311er ging 1956 auf dem modifizierten Fahrgestell seines Vorgängers F 9 in Serie.
1963 wurden der Hubraum des Motors vergrößert und die Modellreihe Wartburg 1000 angeboten.
Die Ära des Wartburg 353 dauerte von 1966 bis 1989.
Auf rund 15 verschiedene Karosserievarianten brachte es die Baureihe 311/312. Unter ihnen befanden sich Limousinen, Kombis und Pick-Ups ebenso wie offene Cabrios, Coupés und Kübel-Fahrzeuge.
Insgesamt lieferte Eisenach etwa 300.000 Exemplare des sogenannten alten Wartburgs aus, wovon im Jahre 1989 immerhin noch 100.000 zugelassen waren. Er erwecke schon etwas Aufsehen, wenn er damit im Stadtbild auftauche, sagt Martin Völz. Nach der Wende seien die "Alten" schnell von der Straße verschwunden. Auch jetzt erzielten die als Oldtimer gehandelten Wartburgs kaum nennenswerte Preise. Ausnahme sind da allerdings die in sehr kleinen Stückzahlen produzierten Sportwagen vom Typ 313. Gute Exemplare werden mit 15.000 bis 20.000 Mark gehandelt.
 
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