Mein Coupe im Weser Renaissance Museum
 
»Hier kommt das Wirtschaftswunder« lautete ein Schlagertitel der Fünfzigerjahre und genau unter dieses Motto wurde nun auch eine Autoausstellung in der Remise des Weserrenaissance-Museum Schloß Brake gestellt.
Wo sonst Gemälde alter hoIländischer Maler von den Wänden blicken oder seltene Kunst des 16. Jahrhunderts aus ,Porzellan oder Silber die Vitrinen schmückt, glänzt nun Chrom und polierter Lack auf dem Parkettboden vor den den royal-blauen Wänden des Ausstellungraums und die Vitrinen warten mit Ersatzteilen und geölten Motoren auf.
Die Kulisse scheint dennoch wie geschaffen für diese Schätzchen der Fünziger- und Sechziger Jahre, die sorgfältig aufgereiht, hierhin zu gehören scheinen. 21 Fahrzeuge und 23 Motorräder werden hier gezeigt, konzeptionell zusammengestellt von den Oldtimerfreunden Lemgo. Doch das ist längst nicht alles, was diese Ausstellung zu einem Erlebnis macht. Die gesamte Zeitepoche wollten die Initiatoren Johann Kleine Fennekarte, Bärbel Ober und Ulrich Stephanides dem Publikum anhand dieser mobilen Kostbarkeiten veranschaulichen. Somit schmücken also auch Werbeplakate die Wände der Remise, Musik der Golden Sixties erinnert an das legendäre Wagenrennen mit James Dean. Dazu gibt es am Entree eine Litarursammlung mit allem Wissenswerten rund um die Fahrzeuge und bei den Filmvorführungen mit Werbeclips fühlt man sich vollends in die vergangenen Zeiten des Wirtschaftswunders versetzt. Das ist dann wohl auch die gelungene Rezeptur, die diese Ausstellung schon jetzt zu einem unerwarteten Erfolg für das Weserrennaissance-Museum werden ließ.
Seit dem 28. Dezember ist die Ausstellung geöffnet und zog bisher Massen von Publikum an. Allein am letzten Sonntag waren es über sechshundert Gäste, die die Remise besuchten. Die Frage, was dies alles mit Weserrenaissance zu tun hat, ist überflüssig, nämlich gar nichts. Die Remise stand über die Wintermonate leer und die Museumsmitarbeiter Ulrich Stephanides und Bärbel Ober, selbst passionierte Oldtimer-Fans, trugen ihrer Chefin Dr Vera Lüpkes die Idee einer solchen Ausstellung vor. Gesagt -getan, innerhalb von acht Wochen Vorlaufzeit waren durch gute Kontakte des Oldtimer-Freundeskreises die entsprechenden Raritäten auf vier und zwei Rädern gefunden.
Vom Borgwart Goliath auf drei Rädern bis hin zum legendären Kabinenroller ist hier alles zu sehen, natürlich darf der Olympia von Opel mit seiner Haifisch-front nicht fehlen und einen Ausflug gibt es in die ehemalige DDR mit dem Ur-Trabi und der Luxuskarosse Wartburg 311. Als wirkliche Rarität findet man ein Kleinschnittger-Zweisitzer Cabrio, von dem es in ganz Deutschland nur noch achtzehn Fahrzeuge gibt. Doch die Menagerie der Seltenheiten geht bei dem Zweirädern weiter. Die »Imme« wie eine NSU-Max läßt die Herzen der Motorrad-Fans sicherlich höher schlagen. Man habe bei den ausgestellten Fahrzeugen jedoch darauf geachtet, daß es wirklich KFZ für den Durchschnittsbürger dieser Zeit gewesen seien, auf Luxuskarossen wie Porsche oder Mercedes ,habe man bewußt verzichtet, so Ulrich Stephanides.
Dabei soll diese Ausstellung auch so etwas wie eine Kontaktbörse sein. Einige der Ausstellungstücke sind verkäuflich, sämtliche Poster sind nach Ausstellungsende am 2. März käuflich zu erwerben ebenso wie das Reprint eines Grossistenkatalogs für Ersatzteile und Repaturanweisungen aus den Fünzigern. An einer Pin-Wand können zudem Angebote für alles Verkäufliche rund um Autos dieser Zeit gemacht werden.
Mit einem besonderen Gag wollen die Organisatoren an den kommenden Sonntagen aufwarten. Wer hier mit einem Oldtimer vorfährt, hat den Eintritt zur Ausstellung kostenfrei. Für die übrigen Gäste bedeutet das natürlich eine weitere Attraktion, denn dann gibt es nicht nur drinnen sondern auch vor der Tür sicherlich einiges an tollen Mobilen zu bestaunen.
Für einige Minuten in die Welt des Wirtschaftswunders entführen lassen sollten sich jedoch auch diejenigen, die keine Autonarren sind. Die gelungene Konzeption und Präsentation gibt sicherlich dem Weserrenaissance-Museum einen Anstoß als Zentrum der Kommunikation auf ganz andere, aber dennoch sehr wirkungsvolle Art.
 
Lippe-Lemgo-Brake (ger).
 
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