AM 3. DEZEMBER 1976 JÄHRTE SICH ZUM ACHTZIGSTEN MALE DER TAG, AN DEM DIE GESCHICHTE DES EISENACHER AUTOMOBILBAUES BEGANN. DAMIT IST SEIT DEN ANFÄNGEN INDUSTRIELLER KRAFTFAHRZEUGHERSTELLUNG, VOM VOR DER JAHRHUNDERTWENDE ENTSTANDENEN ERSTEN WARTBURG- MOTORWAGEN AM, DAS WERK BEI DER HERANBILDUNG DES PERSONENKRAFTWAGENS UND DER VERVOLLKOMMNUNG DES AUTOMOBILS ZUM MODERNSTEN INDIVIDUELLEN VERKEHRSMITTEL STÄNDIG UND MASSGEBEND VERTRETEN. HEUTE ZÄHLT DAS WERK ZU DEN WELTÄLTESTEN STÄTTEN DER AUTOMOBILINDUSTRIE MIT MODERNER SERIENPRODUKTION. SO TRETEN TRADITION UND FORTSCHRITT OFFEN ZUTAGE. ABGRENZUNGEN JEDOCH VON DER VERGANGENHEIT UND VON KAPITALISTISCHEN VERHÄLTNISSEN WERDEN GEPRÄGT DURCH DIE SEIT NUN DREI JAHRZEHNTEN STATTFINDENDE SOZIALISTISCHE ENTWICKLUNG. IN IHR ERZIELTE DAS WERK DURCH DIE SCHÖPFERISCHEN LEISTUNGEN UND INITIATIVEN DES GESAMTEN BETRIEBSKOLLEKTIVS DIE BISHER GRÖSSTEN ERFOLGE IM EISENACH ER AUTOMOBILBAU. REPRÄSENTATIV DAFÜR SIND PRODUKTION UND INTERNATIONALE ANERKENNUNG DES JÜNGSTEN ERZEUGNISSES, DES FRONTANTRIEBWAGENS WARTBURG 353 W. GEGENWART UND ZUKUNFT STELLEN NEUE, GRÖSSERE AUFGABEN. AUSGANGSPUNKT, GRUNDLAGEN, ORIENTIERUNGEN UND ZIELE ERGEBEN SICH AUS DEN BESCHLOSSEN DES IX. PARTEITAGES DER SED. SIE ERÖFFNEN ZUGLEICH DIE PERSPEKTIVEN FÜR DIE WEITERE ENTWICKLUNG DES EISENACHER AUTOMOBILBAUES IN DER ABGELAUFENEN FÜNFJAHRPLANETAPPE. |
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VEB Automobilwerk Eisenach · DDR |
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80 JAHRE genau besteht also der Eisenacher Automobilbau, und der vorliegende Bericht ist ein Versuch, Freunden und allen Interessenten - und gerade den Besuchern des vom VEB Automobilwerk Eisenach eingerichteten Automobil-Ausstellungs- pavillons - in Wort und Bild eine Übersicht auf die bisherige Entwicklung zu vermitteln. Dabei soll es nicht bloß bei einer Rückschau auf traditio- nelle PKW-Typen bleiben. Bewußt werden jetzt kenn- zeichnende Komplexe in den Vordergrund gerückt. Denn in erster Linie darin bilanzieren sich die hier und heute entscheidenden Ergebnisse der Arbeit aller Werktätigen des Betriebes. Ebenso wie einstmalige Eisenacher Personenkraft- wagen über Konstruktions- resultate hinaus auch Spiegel- bilder ihrer Zeit waren, dokumentieren sich in der modernen Automobilbau- generation die umfassenden Fortschritte bei der Gestaltung der entwickelten sozialisti- schen Gesellschaft. Solche Erkenntnisse mag dieser Bericht gleichfalls vertiefen. |
Vorgeschichte DAS AUTO ZWISCHEN TRAUM UND TATEN Historie ES BEGANN MIT 3,5 PS DIXIS - NICHT NUR KLEINE WAGEN Vergangenheit ZU ZWEILITER-SECHSZYilNDERN ... ... UND EINEM TRÜMMERFELD DATEN UND MODELLE VON EINST BIS JETZT Aufbruch VOM NEUEN ANFANG DIE WARTBURG-ENTWICKLUNG Gegenwart SO PRODUZIEREN WIR HEUTE SERVICE-SYSTEM WARTBURG BEI RALLYES IN EUROPA DER PERFEKTIONIERTE AUTOMOBILTYP Ausblick Acht Jahrzehnte Automobile aus Eisenach ist eine illustrierte Sonderausgabe der AWE-Mitteilungsblätter Wartburg-SIGNALE Herausgeber: VEB Automobilwerk Eisenach DDR - 59 Eisenach |
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1661 Otto von Guericke beweist, daß ein Vakuum und damit Kraftwirkung erreicht werden kann. 1673 Christiaan Huygens baut eine Verbrennungskraftmaschine, den Pulvermotor. 1859 Jean Etienne Lenoir entwickelt den mit Leuchtgas betriebenen Motor. 1876 Nikolaus August Otto erhält das Patent auf den von ihm entwickelten Viertaktmotor. 1885 Gottlieb Daimler u. Wilhelm Maybach schaffen den leichten schnellaufenden Benzinmotor. |
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Jahrtausende schon dachte der Mensch in seiner Entwicklung an schnellere und beque- mere Fortbewegung. Er hatte dafür viele Gründe. Der Mensch spannte Tiere ein und setzte Segel. Doch die Verwirklichung des von selbst fahrenden Wagens blieb lange aus und geriet erst in greifbare Nähe mit der Entdek- kung geeigneter Antriebsquellen. Der Verbrenn- ungsmotor brachte dann den entscheidenden Schritt. Heute vervielfältigt moderne Industrie- produktion die unübertroffenen Vorzüge des Automobils. Aber bis dahin war es ein langer und weiter Weg. Der rollende und von Pferden gezogene Wagen - ein inzwischen über 4000 Jahre altes Gefährt - stellte eine erste Stufe dar. Mit Antrieb durch Muskelkraft, auch der von Men- schen, womit Hautsch 1649 und Farfler 1655 ihre mechanischen Wagen bewegten, war man jedoch von einer Lösung weit entfernt. Noch fehlte zum Wagen der Motor. Erste Entdeckungen dazu mochte der Magde- burger Bürgermeister Otto von Guericke 1661. Dessen Untersuchungen über Vakuum brachten Ansätze, daß Arbeitsleistung durch Spannung eines Gases erreichbar sei. So ist auch der atmosphärische Pulvermotor von Christiaan Huygens aus dem Jahre 1573 als Vorläufer der Verbrennungskraftmaschine zu werten. Hundert Jahre später gelang durch die Arbeiten von Savery, Newcomen und James Watt die Ver- wirklichung der Dampfmaschine, die umwäl- zende Einflüsse auf die Entwicklung von Gewerbe, Industrie und Verkehrswesen ausübte und in Ablösung von Muskelkraft das erste Fahrzeugantriebsaggregat ergab. Der Dampf- wagen von Cugnot war 1769 der Anfang der Vorgeschichte des Automobils. Die anschließend gebauten Dampfwagen bildeten jedoch keine Alternative zu der im Landtransport viel rationelleren Eisenbahn. Dampfkraft erfüllte nur bedingt die Forderun- gen beim Antrieb von selbstfahrenden Wagen auf der Straße. Da kamen erneut, wie bei der Dampfmaschine, Anstöße aus dem Bereich der materiellen Produktion. 1859 baute Lenoir in Paris einen Motor, in dem Luft durch Verbren- nung von Gas ausgedehnt wurde. Auf dieses Prinzip stützte sich Nikolaus August Otto und schuf den wirtschaftlich arbeitenden stationä- ren Verbrennungsmotor. Der Viertaktmotor wurde Otto 1876 patentiert. Die Weiterentwicklung zum schnellaufenden kleinen und leichten Motor erfolgte durch Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. Sie bauten 1885 den ersten |
spezifischen Fahrzeugmotor. Zu gleicher Zeit befaßte sich Carl Benz mit der Herstellung eines Motorwagens im Ganzen und erhielt 1886 das Patent für dieses Fahrzeug Es war der "Patent-Motorwagen", das erste Automobil der Welt. Mit der Erfindung selbst und einem ersten Baumuster war jedoch bei weitem nicht alles getan. Trotz aller vorhergegangenen und fortwäh- renden Träume vom selbstfahrenden Wagen blieb das entstandene Automobil zunächst unbeachtet. Behaftet mit einer Vielzahl von Unzulänglichkeiten schienen die vereinzelten Motorwagen kaum in der Lage, jemals mit Pferdegespannen konkurrieren zu können, und es dauerte fast ein weiteres ganzes Jahrzehnt, ehe die motorisierten "Wagen ohne Pferde" bei der 1894 von einer französischen Zeitung veranstalteten Wettfahrt von Paris nach Rouen Aufsehen erregten. Gesellschaftliche Hinter- gründe, lohnendere Profite in anderen Fabri- kationszweigen, rückständige Straßenverhält- nisse, Ablehnung und Vorurteile hemmten vor- läufig die Verbreitung des Automobils. Neben der Verbesserung des Antriebsaggregats galt es, geeignete Fahrgestelle zu schaffen. Lange blieb der Kraftwagen am Kutsche-Vorbild stek- ken, und dauernd bedurfte es konstruktiver Pionierleistungen, um zu einer eigenständigen Konzeption des Automobils zu gelangen. Dane- ben wurde erst mit serienmäßiger Herstellung, wenn auch in einer Art handwerklicher Fabri- kation und zunächst geringen Stückzahlen, die Motorisierung des Straßenverkehrs eingeleitet. Seit jener Zeit, als das Auto sozusagen die ersten Schritte laufen lernte, hat der Eisenacher Automobilbau vieles beigetragen zu einer Ent- wicklung und dem Wachstumsprozeß, dessen Ausmaß noch vor wenigen Jahrzehnten kaum jemand abzusehen vermochte. Das Automobil ist heute weltweit und mas- senhaft das Individualverkehrsmittel, und wohl kein anderes Industrieerzeugnis ist so populär und von so großer Bedeutung im persönlichen Leben der Menschen und auf gesellschaftlichen Ebenen. Diese gravierende Tatsache hat jedoch höhere Ansprüche und neue Forderungen aus- gelöst, Die Skala reicht, auszugsweise, von opti- mierter Sicherheit über weiter verbesserte Gebrauchswerteigenschaften bis zu gesteiger- ter ökonomischer Effektivität im Anwender- bereich wie in der Volkswirtschaft. Wie nun die Lösung der erwachsenen Probleme insgesamt erfolgt, das ist maßgebend für das Automobil von heute und morgen. |
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Der interessierte Besucher, nach unmittelbarer Begegnung mit originalen Zeugen einer bedeutungsvollen Entwicklung trachtend und auch nach Informationen, dieser Besucher im Ausstellungspavillon Eisenacher Automobile trifft dort gleich links vom Eingang zuerst auf einen jener historischen Wartburgwagen aus der Zeit vor der Jahrhundertwende. |
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Am 3. Dezember 1896 hatte ein Bankenkon- sortium die Fahrzeugfabrik Eisenach AG gegründet. Aufwendungen und Erträge, Aktien- anteile und Dividenden standen zur Debatte. Die Vorstellungen eines bezeichnenden Kaiser- zeit-Bildes vom deutschen Imperialismus in der Allianz von Junkertum und Großkapital rundet sich, wenn man erfährt, daß den Vorsitz damals der Geheime Baurat Ing. Heinrich Ehrhardt führte, dessen Konzern nächst Krupp größter deutscher Heereslieferant war. Die Fahrzeugfabrik Eisenach fertigte Geschütz- wagen, Protzen, Lafetten, Feldküchen und Fahr- räder. Und hinzu kamen Automobile. Die Fahrzeugfabrik Eisenach baute, nach Benz in Mannheim und Daimler in Cannstatt, als drittes deutsches Unternehmen Kraftwagen. Den Entschluß dazu bestimmten vorrangig kommerzielle Überlegungen, und um rasch zum Zuge zu gelangen, wurde anfangs auch keine zeitraubende und kostenaufwendige Eigen- konstruktion vorgenommen. Das Unternehmen schloß vielmehr ein Lizenzabkommen mit der Firma Decauville in Frankreich ab. Dort war der Kraftwagen in seiner Entwicklung schon etwas weiter vorangekommen als in Deutsch- land. Die Firma Decauville baute damals einen leichten Kraftwagen, der von einem Motor der Bauart De Dion angetrieben wurde. Dieser Wagen ergab das Vorbild für die ersten Auto- mobile der Fahrzeugfabrik Eisenach. Zu dieser Zeit kannte man freilich die Bezeich- nung Automobil noch nicht. Daher - in Anleh- nung an die unverkennbare Ähnlichkeit mit der Pferdekutsche - nannte man die Erzeugnisse der Fahrzeugfabrik "Kutschierwagen". Ihr eigentlicher Name lautete: Wartburg-Motor- wagen. 1898 wurden bereits zwei Modelle gebaut, die sich von ihren Motoren her unterschieden. |
Das Modell 1, direkt vom Decauville-Baumuster abgeleitet, besaß einen luftgekühlten "Benzin- Zwillingsmotor", das heißt, der Motor war aus zwei einzylindrigen Motoren zusammengesetzt. Dieses Triebwerk befand sich mit einem Zwei- ganggetriebe direkt an der Hinterachse des Wagens. Das gleiche Fahrgestell und den glei- chen Aufbau hatte das Modell 2, das in Her- stellung und Verbreitung größere Bedeutung erlangte und deshalb allgemein als der erste Wartburg-Motorwagen in die Automobil- geschichte Einzug hielt. Sein Motor war eben- falls ein Zweizylinder, jedoch wassergekühlt durch einen Schlangenrohrkühler vorn am Wagen und mit dem größeren Hubraum von 764 cm³, statt 479 cm³ des ca. 3,5 PS leisten- den luftgekühlten Motors. Die Leistung betrug 5 PS bei 1000 U/min und wurde über ein Drei- ganggetriebe auf die starre Hinterachse über- tragen. Hinten hing der offene, zweisitzige Kutschwagenaufbau mit Stahlrohrrahmen weich in weit nach oben geschwungenen C-Blatt- federn, vorn übernahm eine querliegende Blattfeder die Federung. Das Fahrtempo des Wagens betrug etwa 40 km/h - das war für damals sehr beträchtlich. Der Wartburg-Motorwagen Modell 1 war mit diesem luftgekühlten Zweizylindermotor aus- gerüstet (Bild links unten). Die Zylinderbohrung betrug 66 mm, der Hub 70 mm und der Zylin- derinhalt 479 cm³. Der Motor hatte selbsttätige Einlaßventile und stehende, von einer Nocken- welle betätigte Auslaßventile. Er leistete 3,5 PS. Im Stahlrohrrahmen (Bild rechts) hing, hinten unter der Sitzbank, das gesamte Triebwerk an der starren Hinterachse. Getriebe und Antriebs- kegelräder lagen frei. Außenbandbremsen wirkten am Achsantrieb sowie an beiden Hin- terrädern. |
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Schon vor der Jahrhundertwende erzielten Wartburg-Motorwagen, bei denen sich die Fabrik mehr und mehr vom Kopieren der Decauville-Konstruktion löste und noch wäh- rend des Lizenzvertrages eigene Verbesserun- gen einführte, auf Ausstellungen und in Wett- bewerben 22 Goldmedaillen und Erste Preise. Was den Wartburg-Motorwagen sehr schnell hervorragenden Ruf einbrachte, waren die erst- klassigen Eigenschaften der Konstruktion, die Leistungsfähigkeit und Gebrauchstüchtigkeit, die Präzision und Solidität in der Herstellung. Wartburg-Motorwagen wurden daher bevor- zugt angeschafft und zählten bald zu den da- mals meistgefahrenen Wagen in Deutschland. Bemerkenswert ist auch noch, daß Wartburg- Motorwagen schon nach England und unter dem Namen "Cosmobile" nach Nordamerika verkauft wurden. Es ist ferner bezeichnend, daß Eisenacher Wagen sogleich zu Rennen antraten und da ausgezeichnet abschnitten, Sogar mit einem eigens gebauten Rennwagen wartete die Fahr- zeugfabrik Eisenach schon 1899 auf. Die Bestandteile dieses Fahrzeugs stammten vom "normalen" Wartburg-Motorwagen. Als Trieb- werk hatte der Rennwagen jedoch zwei der Zweizylindermotoren in Fahrzeugmitte einge- baut. Mit 8 PS Motorleistung lag die Höchst- geschwindigkeit bei 60 km/h. Die Herstellung der Wartburg-Motorwagen erfolgte gewissermaßen in Einzelstücken und durch überwiegend handwerkliche Fertigung. Für die Zeit der Ablösung der Manufaktur des 16. - 18. Jahrhunderts durch die kapitalistische industrielle Produktion - und da der Kraft- wagen bereits ein einfaches mechanisches Sy- stem darstellte - erscheint das etwas verwun- derlich. Noch aber nahm das Automobil in der Fabrikation eine Sonderstellung ein. Zwar gab es eine bestimmte Modellgrundlage, nach der auch die Hauptbauteile, Motor und Chassis angefertigt wurden, die Technologie beein- flußte jedoch, daß nicht sozusagen "auf Lager" und erst recht nicht in größeren Stückzahlen und nicht völlig gleichartig fabriziert werden konnte. Die Anfertigung geschah je nach Ein- gang von Bestellungen und geäußerten Son- derwünschen der Kunden. Eine derartige Herstellung erforderte hand- werkliche Qualitätsarbeit sowie große Wendig- keit in der Ausführung von Aufträgen. Aber auch gerade darin zeichnete sich die Eisen- acher Automobilherstellung aus. Wartburg-Motorwagen wurden sehr bald schon in verschiedenen Variationen geliefert - |
Auftraggeber kamen vornehmlich aus den da- mals privilegierten Schichten -, als zweisitzige Wagen oder auch für drei Personen, wobei der dritte Passagier auf einem Sitz über der Vor- derachse entgegen der Fahrtrichtung seinen Platz hatte, in einfacher Ausführung oder als luxuriöse Promenadenwagen, mit unterschied- licher Polsterung der Sitze, ohne oder mit Klappverdeck und diversem Zubehör, etwa mit Azetylenlampen, Ballhupe und sogar einem Schirmbehälter. Außerdem wurden, und das kennzeichnete neben erstklassiger Herstellungsqualität eben- falls fortan den Eisenacher Automobilbau, in zunehmendem Maße eigene konstruktive Ent- wicklungsarbeiten geleistet. So entstanden anschließend Wartburg- Motorwagen mit abgeänderter Vorderachse, mit Längsblattfedern, und auch mit stärkeren Motoren wurde bereits experimentiert. Ab 1902 entstanden schon Vierzylindermotoren. Gleichzeitig gab es Ansätze zu einer Gesamt- bauweise, mit der das Automobil auch äußer- lich eine bisherige Ähnlichkeit zum Kutsch- wagen abzustreifen begann. In Eisenach wurde ein Wagen konstruiert, der zwar noch dem ersten Wartburg-Motorwagen verwandt er- schien, der aber doch ganz neue Konstruk- tionsmerkmale aufwies. Im übernommenen Stahlrohrrahmen mit Starrachsen befand sich der wassergekühlte Zweizylindermotor vorn eingebaut, und die Kraftübertragung erfolgte über Lederkonus-Trennkupplung, Antriebswelle und Übersetzungsgetriebe auf die Hinterachse. Das von Längsblattfedern gefederte Fahrzeug hatte einen offenen zweisitzigen Aufbau mit Spritzwand vor der schrägstehenden Lenksäule und mit einer Motorhaube. In dieser Grundkonzeption - also mit vorn untergebrachtem Motor, Hinterachsantrieb, Rah- men-Fahrgestell und einer nun spezifisch aus- gebildeten Aufbauform - erlangte kurz nach der Jahrhundertwende das Automobil seine klassische konstruktive Gestalt. Von da an setzten fortwährende Vervoll- kommnungen ein. |
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Ein Merkblatt zum WARTBURG-Urahn |
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Hersteller: Baujahr: Name: Technik: Maße: Fahrleistung: Bedienung: Preis: Beurteilung: Kennzeichnung: |
Fahrzeugfabrik Eisenach AG 1898/99 Wartburg-Motorwagen Zweizylinder-Viertaktmotor, Hubraum 764 cm³, Leistung 5 PS bei 1000 U/min, Schlangenrohr-Wasserkühlung; Friktionskupplung, Dreiganggetriebe, Antrieb direkt auf die Hinterachse; Stahl- rohrrahmen und Starrachsen, Aufbaufederung durch Querblatt- feder vorn und C-Blattfedern hinten, Achsschenkellenkung, Außenhandbremsen an der Hinterachse, Drahtspeichenräder. Radstand 1520 mm, Spurweite 1050 mm, Gesamtlänge des Wagens 2300 mm. Im 1. Gang 10 km/h, im 2. Gang 25 km/h und etwa 40 km/h Höchstgeschwindigkeit im 3. Gang. Anlassen des Motors durch Handrad rechts vom Fahrersitz, Getriebeschaltung mittels Handhebel rechts, Lenkung durch senkrecht stehende Handkurbel, Betätigung der Differential- bandbremse durch Fußhebel und der äußeren Bandbremsen an der Hinterachse durch einen Handhebel rechts vom Fahrer. 3500 bis 3950 Goldmark je nach Wagenausführung. "Die Ausführung des Wartburgwagens ist eine sehr präzise. Der Motor ist stark genug, um alle Steigungen auf offenen Heerstraßen zu nehmen. Das Fahren ist leicht und angenehm. Das gefällige Gefährt besitzt einen Motor, der geräusch- und geruchlos arbeitet, und läßt sich durch das Fortfallen aller Erschütterungen sehr bequem fahren." (Zitat aus einem zeitgenössischen Bericht) Repräsentant aus der Pionierzeit und den Anfangsjahren im Automobilbau überhaupt, gilt als erstes Modell aller Eisenacher Kraftwagengenerationen. |
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